Was ist es jetzt? Ist es tatsächlich „nur“ Neid und/oder der berühmte „Schrei nach Liebe“? Wie konnte es bloß dazu kommen? Was ist mit den Menschen passiert? Viele „kluge“ Menschen stellen sich aktuell diese Fragen und finden viele „kluge“ Antworten. Nicht nur, wenn man sich über die BREXIT-Abstimmung in England, oder den aktuellen Präsidenten in den USA unterhält. Sondern auch, wenn man Gründe für zunehmenden Rassismus zum Beispiel in Polen, Österreich, Frankreich, oder natürlich ganz besonders in Deutschland sucht.
Vielleicht basieren diese Gründe ja auf der Wirkung eines ganz besonderen „Cocktails“, dessen Zusammensetzung auf NEID basiert und immer mehr Menschen „besoffen“ macht. Die Zutaten im Einzelnen:
Nichtbeachtung.
Viele Menschen stehen fassungslos vor dem Verhalten anderer Menschen, die sich plötzlich um Fremde kümmern und nicht um sie. Warum werden „Neuankömmlinge“ in unserem Land plötzlich mit „Teddybärchen“ überhäuft, warum bekommen andere so viel Aufmerksamkeit und Zuneigung? Wieso sind diese „anderen“ plötzlich wichtiger, als man selbst? Aus dieser gefühlten Zurückweisung entsteht dann oft Eifersucht, aus Eifersucht Wut und daraus oft Hass und Gewalt. Viele Worte und Taten sind dann nichts anderes als einfach „Ein Schrei nach Liebe“. Der einfache Wunsch, ebenfalls Beachtung zu finden, in den Arm genommen zu werden und wichtig zu sein. Und wenn Menschen in ihrer Kindheit ohne Wärme, ohne das Gefühl geliebt zu werden, aufwachsen müssen, wie sollen diese Menschen dann als Erwachsene Mitgefühl und Mitmenschlichkeit entwickeln und weitergeben können?
Existenzangst
Menschen brauchen Sicherheit, um sich entfalten zu können. Egal, ob finanzielle, körperliche, oder seelische. Wenn Menschen jeden Tag um ihre Existenz kämpfen und/oder die Angst haben müssen, ihren mühsam erarbeiteten Wohlstand zu verlieren, sind entsprechende Aggressionen vorprogrammiert. Schnell kommt dann die Frage hoch, „wo plötzlich das viele Geld für andere Menschen herkommt“? Geld, das man doch selber viel besser gebrauchen könnte. Egal, ob für die Bezahlung der anstehenden Miete, oder als Rücklage für das Alter. Und wenn Menschen jeden Tag weltweiten Terror in den Medien sehen oder lesen, dann ist es vollkommen normal, dass sich der Urinstinkt nach körperlicher Sicherheit Bahn bricht und an erster Stelle steht.
Irrationalität.
Fakten scheinen nicht mehr zu zählen, werden immer mehr ausgeblendet, den Medien wird immer weniger geglaubt. Eigene „Filterblasen“ entstehen, in die nur noch die Informationen eindringen können, die zum eigenen Weltbild passen. Gefühle entscheiden immer mehr bei eigenen Meinungen und Positionierungen, auch bei Wahlen. Wer es schafft, Gefühle in seine Richtung zu manipulieren, der punktet. Da spielt es dann oft keine Rolle mehr, ob Aussagen nachweisbar falsch sind, andere Menschen beleidigt, diffamiert oder diskreditiert werden. Menschen glauben einfach demjenigen mehr, der ihnen ein besseres Leben und eine bessere Zukunft verspricht. Egal, ob diese Rechnung aufgeht, oder ob sie vielleicht selber am Schluss die Rechnung bezahlen. Menschen können (oder wollen) anscheinend immer weniger verstehen und akzeptieren, dass eigener Wohlstand hauptsächlich auf eigenem Können und Wollen basiert. Und eben nicht auf den Wohltaten eines „Staates“, wer immer dieser Staat auch sein soll.
Deutschland den Deutschen
Egal, ob die Parolen lauten „America Great Again“, „Österreicher zuerst“, oder „Deutschland den Deutschen“. Der Inhalt und die Ansprache sind immer gleich. Bewusst schüren entsprechende Parteien und deren Vertreter Ressentiments gegen andere Nationalitäten, um die entsprechenden Reaktionen für ihre eigenen Zwecke zu nutzen. Die Vorteile, die Menschen vom friedlichen Zusammenleben mit unterschiedlichen Kulturen und Nationalitäten haben, werden ins Gegenteil verkehrt. Anstatt Brücken zu bauen, werden Zugbrücken hochgezogen und Stacheldrahtzäune ausgerollt. Der „böse Nachbar“ wird stigmatisiert und die „gute, alte Zeit“ wieder als Inbegriff von Sicherheit und gutem Leben aus der Mottenkiste gekramt. All die mit diesem Nationalismus verbunden, schrecklichen Erfahrungen der letzten Hundert Jahre werden komplett ausgeblendet. Jeder ist sich selbst der Nächste, obwohl wir Menschen soziale Wesen und aufeinander angewiesen sind. Und dass wir gemeinsam auf einem Planeten leben und der Ort des Lebens meistens nur durch den Zufall – nämlich die eigene Geburt – bestimmt ist, interessiert am Schluss dann auch keinen mehr.
Was können wir jetzt tun, um diesen NEID-Cocktail in ein wohlschmeckendes und bekömmliches Getränk zu verwandeln, welches Gegenmittel könnte es gegen diese giftige Mischung geben? Mein Rezept dafür wäre ein „Cocktail“ bestehend aus mehr Verstand, mehr Vernunft, mehr sozialer Gerechtigkeit, mehr Herzlichkeit und dem Hinhören, wenn Menschen nach Liebe rufen. Oder einfach mehr FAIR PLAY im gegenseitigen Umgang. Die detaillierte Zusammensetzung dieses neuen Cocktails verrate ich dann gerne an anderer Stelle.
Diese Gedanken wurden auch veröffentlicht von Naanoo
Sehr geehrter Herr Holzmann, ich habe leider Ihre Ausführung erst heute gelesen. Ich gebe Ihnen teilweise recht. Bei der jetzigen Situation sind viele Gefühle im Spiel.
Ihre Ausführungen stimmen nur teilweise. Ich war selbst immer wieder arbeitslos und hatte mit allelei Hindernissen zu kämpfen. Das ging schon bei kleinen Kindern los. Ich wurde immer wieder gefragt, was passiert, wenn die Kinder krank werden. Ich hatte oft den Eindruck, dass nicht nach Qualifikation sondern nach Nase entschieden wurde, wer die ausgeschriebenen Stelle besetzt.
Nachdem im Jahr 2005 dann die Hartz-Gesetze in Kraft getreten sind, wurde die gefühlte Ungerechtigkeit noch mehr spürbar. Es geht vielen Alg-II-Emfpängern so, dass bei Ihnen auf jeden Cent geachtet wird, der zusätzlich verdient wird. Gleichzeitig erscheinen aber in der Presse immer wieder Artikel, wieviel Geld unsere Politiker und Abgeordneten des Bundestages und de Landtage zusätzlich verdienen. was nicht angerechnet wird.
Mein Eindruck ist, dass die Politiker die Zeichen der Zeit nicht erkennen. Jetz sind Parteien im Vormarsch, die diese Not der Menschen aufnehmen und Verständnis zeigen. Ob dieses Verständnis echt ist, ist dabei nicht relevant, wichtig, ist den Menschen, dass sie endlich das Gefühl haben, da sind Politiker, die sie Menschen in ihrer Situation ernst nehmen, verstehen und sich um die Belange der Meschen kümmern wollen. Ich glaube, es wird Zeit, dass ein Politikwechsel stattfindet, und ich offe und wünsche mir, dass der Ruck nicht nach rechts geht, sondern für mehr Gerechtigkeit gesorgt wird.
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Liebe Frau Büchau,
herzlichen Dank für Ihren Kommentar und für das Teilen Ihrer Gedanken! Ja, das sehe ich genauso, die Sorgen der Menschen müssen (wieder) ernst genommen und für Soziale Gerechtigkeit gesorgt werden. Und dies nicht nur für die Menschen, die Arbeitslos oder auf Grundsicherung angewiesen sind, sonder auch für diejenigen, die für einen „Hungerlohn“ arbeiten. Dieses Thema (Soziale Gerechtigkeit) liegt mir ganz besonders am Herzen, deswegen arbeite ich gerade auch an einem entsprechenden Beitrag, den Sie gerne demnächst auch in meinem Blog lesen können. Und ich würde mich freuen, wenn Sie mir auch dazu Ihre Meinung schreiben könnten! :-))
Viele Grüße, Ernst Holzmann
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Sehr geehrter Herr Holzmann,
vielen Dank für diesen guten Artikel. Aber auch ich bin nur teilweise einverstenaden mit Ihren Ausführungen.
Zum Einen ist es ein Irrglaube, dass Wohlstand mit eigenem Können und Wollen zu tun hat. Um dem auf die Schliche zu kommen, muss man nur ein kleines Gedankenexperiment machen: was passiert , wenn morgen 7 Mrd Menschen auf der Welt Wollen und Können?! Was passiert wenn morgen in Deutschland 40 Mio Erwerbstätige Wollen und Können? Haben wir dann 40 Mio Mittelständler in Deutschland? Nein! Unser Wirtschaftssystem ist darauf ausgelegt, dass es Menschen schlecht geht, denn nur so können sich die etwas besser verdienenden weiterhin ihren Standard leisten.
Zum Anderen versuche ich mir solche Sachverhalte auf kleinerer Ebene vorzustellen, um den Wirkungsmechanismus zu verstehen. Wenn ich zusätzliche Menschen in das Haus meiner Familie lasse, mach ich dann einfach die Tür auf, stell mich auf die Kanzel, sage „Wir schaffen das“, schick die Menschen in den Keller und mach die Tür wieder zu?!
Meiner Meinung nach fehlt vor allem – und zwar bis heute – ein schlüssiges Konzept. Aber darüber hinaus fehlt vor allem die Vermittlung dieses Konzepts! Ich kann doch nicht – um zu dem Beispiel zurück zu kommen – von meinen Kindern erwarten, dass die von sich aus in den Keller gehen, ihr Essen teilen und sich selbst Projekte überlegen, um den Neuankömmlingen zu helfen… nicht, wenn ich in Eigenregie die Tür aufgemacht habe!
Ich weiß nicht, ob die Unfähigkeit ein solches Projekt zu leiten in solch erschreckendem Ausmaß bis in die höchsten Ebenen des Staates reicht (zumindest würde das wieder vieles im Zusammenhang mit dem BER erklären), denn im Prinzip handelt es sich hier um nichts anderes als das Versagen eines Projektleiters… Entschuldigung: einer Projektleiterin!
Beste Grüße
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Ihre Frage nach dem Versagen der „Projektleiterin“ ist nicht einfach zu beantworten. Gerade nicht, wenn wir uns noch einmal die Situation vor gut 18 Monaten vor Augen führen. Als Millionen von Menschen nach einem mehrere Tausend Kilometer langen Fussmarsch an den Grenzen von Ungarn, Serbien, Bulgarien und Österreich strandeten und weder vor noch zurück konnten. Und ich wage mir gar nicht das „Wehgeschrei“ der anderen Europäischen Länder auszumalen, wenn Deutschland zum damaligen Zeitpunkt nicht „Herz“ gezeigt hätte. Dann wäre bestimmt über den „schlechten Deutschen“ hergezogen worden, der in einem ähnlichen Fall gerne die Solidarität der anderen Völker in Anspruch genommen hat. Oder dessen Wohlstand auch auf Waffenlieferungen und den „Wohltaten“ einer gemeinsamen Währung beruht. Der sich aber einen Teufel um Vorschriften (der VW-Skandal begann zu diesem Zeitpunkt gerade…) kümmert, Hauptsache, die Kasse stimmt. Und wehe, wir hätten Tote an den Grenzzäunen gesehen, so wie die vielen Tausend Toten im Mittelmeer, oder in den zerbombten Städten. So könnte man es auch diskutieren….
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Da spielen bei einigen noch 2 Sachen mit:
Die eine ist Unwissenheit über wirtschaftliche / politische / gesellschaftliche Zusammenhänge. Das macht die Menschen für einfach zu verstehende Parolen empfänglich.
Die andere ist bei einer bestimmten politischen Richtung tatsächlich NEID: Neid auf die, die etwas mehr haben (die Reichen), auf die, die etwas mehr können (die Eliten), Neid auf die, die ihren Verstand gebrauchen (die Non-Konformisten).
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