Die Generation Z tickt anders wie die Generationen vor ihr. Warum ist das so, wie kann sie wirkungsvoll motiviert werden, auf was kommt es dabei besonders an? Diese Frage wurde mir vor kurzem auf einer Veranstaltung gestellt. Von dem Ausbildungsleiter bei einem großen Bauunternehmen, ungefähr mein Alter, Mitte/Ende Fünfzig.
Sagen Sie mal, so seine Frage, was ist denn eigentlich nur mit den jungen Leuten los? Irgendwie ticken die ganz anders, sind schnell beleidigt, wollen sich nichts sagen lassen, kriegen aber alleine nichts auf die Reihe. Und von zehn, die ihre Ausbildung angefangen haben, hören nach einem halben Jahr drei wieder auf. Warum sind die eigentlich so komisch drauf, was erwarten die vom Leben und wissen die nicht, dass „Lehrjahre keine Herrenjahre“ sind?
Hmmm, keine einfachen Fragen, aber eine Situation, die mir bekannt vorkommt. So leitete ich meine Antwort ein. Meine persönlichen Erfahrungen im Umgang mit jungen Menschen, auch mit meinen Kindern und „meinen“ Studierenden, sind ähnlich, wobei es immer wieder das gleiche ist. Es ist einfach so, dass wir alle das Ergebnis unserer Umwelt und das Ergebnis unserer Erziehung sind.
Rundumversorgung in Zeiten von Krisen, Leid und Terror
Überlegen Sie einfach mal, was unsere Kinder in den letzten Jahren alles erleben mußten. Zum Beispiel ein Kind, welches 1990 auf die Welt kam, kurz nach der Wiedervereinigung und in dem Jahr, als wir Fußball-Weltmeister wurden. Vielleicht auch noch als Einzelkind aufwuchs, mehr als gut behütet von übervorsichtigen („Helikopter“-) Eltern, die ihm jedes Problem lösten und dabei nur das Beste für ihn oder sie wollten.
Und kaum ist dieses Kind 10 Jahre alt, muß es live am Fernsehen miterleben, wie Flugzeuge in Hochhäuser fliegen und Tausende von Menschen sterben. Hört und liest in den nächsten Jahren nur noch über Krisen, egal, ob Finanz-, Griechenland-, Ukraine, oder die sogenannte Flüchtlingskrise. Auch über Online-Medien wird es im Minutentakt mit schrecklichen Nachrichten „bombardiert“. Über Krieg und Terror auf der ganzen Welt, Klimakatastrophen und das immer rauer werdende Klima in unserer Gesellschaft. Muß vielleicht jeden Tag beobachten, wie die Eltern um ihre Existenz kämpfen müssen, sich dabei oft auch streiten und am Schluß sogar trennen.
Gleichzeitig bekommt der Jugendliche dann suggeriert, daß man anscheinend nur gut aussehen, singen, oder tanzen muß, um viel Geld zu verdienen und gut leben zu können. Zum Beispiel durch Fernsehserien wie „Germany´s Next Top Model“, oder wenn über die Verlängerung des Vertrages von Christiano Ronaldo berichtet wird, der zukünftig 23 statt „nur“ 18 Millionen im Jahr verdienen soll.
Die jungen Menschen kennen ihren Wert!
Aber was haben jetzt Krieg und Terror, hohe Scheidungsraten und Christiano Ronaldo mit der Generation Z und meinen Auszubildenden zu tun? So die Zwischenfrage meines Gesprächspartners. Ich kann ihnen doch das Fernsehen und Surfen im Internet nicht verbieten? Nein, das können Sie natürlich nicht, war meine Antwort. Aber was wir alle gemeinsam tun können, ist zu verstehen, warum die jungen Menschen so ticken, wie sie ticken, was sie suchen und was sie brauchen. Uns darauf einstellen und uns entsprechend verhalten.
Die jungen Menschen kennen ihren Wert, auch weil sie schon viel vom „Fachkräftemangel„ und von der demografischen Entwicklung mitbekommen haben. Daß die aktuelle Geburtenrate nur noch bei ca. 1,5 Kindern pro Familie liegt, vor fünfzig Jahren lag diese Zahl noch bei 2,5. Genauso die Veränderungen in den Bildungswegen. Ebenfalls vor fünfzig Jahren war das Verhältnis Duale Ausbildung zu Studium bei 90 zu 10. Heute ist die Relation 50 : 50, auch wieder durch uns Eltern beeinflußt, die ihren Kindern alle Bildungs- und Berufschancen so lange wie möglich offen halten wollen.
Die „Weltmeister-Generation“, die ab 1990 geborenen und von vielen auch als „Generation Z“ bezeichnet, hat die Gesetze der Marktwirtschaft verstanden und nutzt sie zu ihren Gunsten. Sie hat kapiert, dass bei hoher Nachfrage nach Arbeitskräften und nachlassendem Angebot ihr Wert steigt. Und dass man ohne größere Schwierigkeiten auch wieder einen neuen Job findet, wenn man beim aktuellen Arbeitgeber unzufrieden ist.
Auf die Wünsche richtig reagieren
Die Generation Z sucht sowohl Sicherheit, als auch Entfaltungsmöglichkeiten. Möchte ihr Leben planen können, ist anspruchsvoll, wechselhaft, kann aber auch „treu“ sein.
„Mann oh Mann!“ So war die Reaktion meines Gegenübers. Wie soll ich denn diese ganzen Ansprüche erfüllen können, ich bin doch nicht der liebe Gott?
Auch hier ist es wieder, wie so oft im Leben, wenn man es mit Menschen zu tun hat. So beruhigte ich ihn und gab ihm folgende Tipps:
Einfach Menschen, mit denen man zusammenarbeitet (nicht nur Auszubildende und die Generation Z) so behandeln, wie man gerne selber behandelt werden möchte. Auch anständig bezahlen, Arbeitsumgebungen optimal gestalten und moderne Arbeitsmittel zur Verfügung stellen. Arbeitszeiten und Arbeitsanforderungen im Detail abstimmen und dazu entsprechende Vereinbarungen treffen. Gerade der jungen Generation einen Rahmen, ein Gerüst geben, an dem sie sich festhalten und orientieren kann.
Nicht zu viel reinreden, Fehler zulassen, Hilfen zur Aufgabenerledigung anbieten und geben. Den Gegenüber respektvoll behandeln, den Respekt aber auch erwarten und einfordern. Und ganz wichtig: Wertschätzung zeigen, Anerkennung geben! Lieber zu viel, als zu wenig. Ein ehrliches Lob zur richtigen Zeit kostet wenig und bringt doch so viel.
Vorbild sein ist wichtig. Und kümmern!
Am Schluss hilft vielleicht tatsächlich die Beobachtung von Karl Valentin. Dass „Vorleben“ immer noch besser ist, wie „Vorbeten“. Dass sich nicht nur Kinder immer ein Beispiel an ihren „Erziehungsberechtigten“ nehmen. Egal, ob dieses Beispiel gut oder schlecht ist, es wird nachgemacht.
Ich glaube, ich habe verstanden, was Sie mir sagen wollten und wie man die Generation Z wirkungsvoll motivieren kann. So die Abschlußbemerkung meines Gesprächspartners. Eigentlich ticken meine Auszubildenden gar nicht so anders, als wir alle und ich selber. Ich sollte mich nur ein bißchen mehr um sie kümmern….
Die Geburtenrate lag vor 40 Jahren, also 1976 bei lediglich 1,45 Geburten pro Frau, geringer wie heute in vielen Regionen Süddeutschlands. Die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer liegen bereits 51 – 66 Jahre zurück. Der Artikel hat somit massive fachliche Mängel! Mehr Informationen unter: https://www.google.de/?gws_rd=ssl#q=geburtenrate+deutschland+1976
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Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung und den entsprechenden Hinweis! Wenn meine verwendete Statistik, – siehe https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/Bevoelkerungsbewegung/BroschuereGeburtenDeutschland0120007129004.pdf?__blob=publicationFile – stimmt, dann waren es Mitte der 60er Jahre tatsächlich ca. 2,5 Kinder pro Frau (nicht pro Familie). Unabhängig davon werde ich zur besseren Verständlichkeit meinen Text entsprechend anpassen. 🙂
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Die 60er Jahre liegen bereits über 50 Jahre zurück, die Babyboomer wurden ca. 1951 – 1966 geboren. Und natürlich bezieht sich die Geburtenrate immer auf eine Frau, niemand hat etwas anderes behauptet. Fairness auch gegenüber der jüngeren Generation ist das Gebot der Stunde, Vielfalt und Heterogenität ein Faktum – und das ist gut so!
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