Wie alt ist denn nun der Kommunismus? Waren vielleicht sogar Jesus Christus und seine Jünger die ersten Kommunisten? Eine ähnliche Vermutung hatte ich schon immer, die bei der kürzlichen Feier der Erst-Kommunion meiner Enkelin in Westfalen bestätigt wurde. Bei der aus der „Apostelgeschichte“ (4, 32-35) vorgelesen wurde, ich verweise auf den nachfolgenden Text aus der „Neuen Genfer Übersetzung“ der Bibel:
„Die ganze Schar derer, die ´an Jesus` glaubten, hielt fest zusammen; alle waren ein Herz und eine Seele. Nicht ein Einziger betrachtete irgendetwas von dem, was ihm gehörte, als sein persönliches Eigentum; vielmehr teilten sie alles miteinander, was sie besaßen.
Es gab unter ihnen auch niemand, der Not leiden musste. Denn ´wenn die Bedürfnisse es erforderten,` verkauften diejenigen, die ein Grundstück oder ein Haus besaßen, ihren Besitz und stellten den Erlös ´der Gemeinde` zur Verfügung, indem sie das Geld vor den Aposteln niederlegten. Davon wurde dann jedem das zugeteilt, was er nötig hatte.“
Was ist seit den Lebzeiten der ersten Apostel passiert?
Gerade am Beispiel von Jesus Christus und seinen Aposteln können wir sehen, wie sehr die Glaubenssätze von Gleichheit, Brüderlichkeit, Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit schon zur damaligen Zeit von den Mächtigen gelitten wurden. Nämlich überhaupt nicht und als Angriff auf die damalige Gesellschaftsordnung und Herrschenden betrachtet. So musste nicht nur Jesus Christus seine Lehre von einer neuen Welt mit seinem gewaltsamen Tod bezahlen, sondern die meisten seiner Apostel ebenfalls.
Und was ist in den letzten 2000 Jahren mit der Menschheit, dem Wort Gottes und dem Vorbild der ersten Apostel passiert? Warum sind die Menschen nie mit dem zufrieden, was sie haben? Warum sind Neid, Missgunst, Habgier, Völlerei, Ausbeutung von anderen (Menschen, Tieren und der Natur) immer noch stärker, als die „Ursprungslehre“ von Jesus Christus und seinen Aposteln? Wieso ist es so schwer, den wichtigsten und einfachsten Glaubenssatz – Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst – von Jesus zu beherzigen? Warum gelten heute Solidarität mit Schwachen, Hilfsbereitschaft, Mitmenschlichkeit, Großmut, oder das Schlichte „Teilen“ von Überfluss, als unmodern? Und warum müssen sich gerade diejenigen, die nach dem Grundsatz handeln, dass „Geben seliger als Nehmen ist“, sich von Egoisten als „Linksgrünversiffte Gutmenschen“ verächtlich machen lassen?
Das Scheitern der letzten (falschen) Versuche von Kommunismus
Ist das beschriebene Verhalten (immer mehr „Ich-Menschen“) vielleicht deswegen so, weil die bisherigen Versuche von Kommunismus im letzten Jahrhundert krachend gescheitert sind und keinen Grund zur Nachahmung liefern? Als Despoten und Diktatoren die „Lehre“ des Kommunismus (manche nannten ihn dann auch „real existierender Sozialismus“) zur Gewinnung der eigenen Macht ausnutzten. Und zum anschließenden Erhalt dieser Macht und den damit verbundenen Annehmlichkeiten für sich selbst und für ihren „Hofstaat“. Ihren „Untertanen“ dann erklärten, dass sie in dieser Art von Gleichheit das wenige, das zum Teilen übrig blieb (nachdem sich die „Herrschenden“ vorher reichlich bedienten), einfach unter sich aufzuteilen hätten. Und wenn nicht genug zum Teilen da war, dann hatte halt jeder „Normalsterbliche“ gleich viel von dem „wenig“. Dies sei schließlich das Ergebnis der neuen Art des Zusammenlebens und Teilens, das sich ja alle angeblich so sehr gewünscht hätten. Welches die Schar der so lange von Guts- und Fabrikherren ausgebeuteten Menschen endlich in die lang ersehnte Freiheit und damit verbundene Glückseligkeit führen sollte.
Überwachungsstaat und Diktatur
Die angeblich befreiten Menschen merkten aber sehr bald, dass ihnen wieder nichts so richtig gehörte. Dass das Ergebnis ihrer Arbeit eben nicht unter ihnen gerecht aufgeteilt wurde und dass man sich für den jetzt zwar gleichen, aber immer noch zu wenigen Lohn, immer noch zu wenig leisten konnte. Sehr schnell begriff man auch, dass es sich nicht so sehr lohnte, fleißiger und/oder aufmerksamer als andere zu arbeiten, am Monatsende bekamen ja alle wieder das Gleiche. Um diese angebliche „Gleichheit“ zu sichern, installierten die Organisatoren dieser Lebens- und Staatsform dann auch eine spezielle „Überwachungsfunktion“, die jegliches Aufbegehren gegen diese Form von Kommunismus im Keim ersticken sollten. Dass gerade in dieser gut organisierten und bewachten Gesellschaft es dann auch ungern gesehen wurde, dass Menschen sich an die Lehre von Jesus Christus erinnerten und ihren Glauben auch offen zeigen und aktiv leben wollten, sei nur am Rande erwähnt.
Wie geht es weiter, gibt es noch einmal eine „Auferstehung“ der Apostel-Geschichte?
Müssen wir uns nun mit den gescheiterten Versuchen eines falsch umgesetzten Kommunismus abfinden? Genauso, wie mit dem Herrschen des Gegenteils, dem Kapitalismus? Einer Wirtschafts-, oft auch schon Staatsform, bei der es darum geht, dass sich jeder selbst der Nächste ist, dass der Stärkere gewinnt und der Schwächere dann einfach Pech gehabt hat. Wo die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden und es bei diesem „Rennen“ um die besten Plätze eben einfach wenig Gewinner und viele Verlierer geben muss. Oder ist die in unserem Land gelebte Mischform, die Soziale Marktwirtschaft, tatsächlich das „Beste aus zwei Welten“? In der jeder Mensch zwar nach seiner Fasson glücklich werden kann. Dabei aber auch bestimmte „Leitplanken“ eingefügt sind, welche verhindern sollen, dass dieses individuelle Leben zu Lasten anderer geht und das soziale (solidarische, Mitmenschliche) Miteinander gewährleistet ist.
Soziale Marktwirtschaft – Mit Betonung auf SOZIAL
Mir ist eine „Soziale“ Marktwirtschaft – bei all den Schwächen, die sie beinhaltet – auf jeden Fall lieber, als die beiden anderen Extreme. Wobei mir aber durchaus das „Soziale“ stärker ausgeprägt sein dürfte. Als dass wir uns nur darauf verlassen, dass es der „Markt“ und die Vernunft der einzelnen Menschen und Verantwortlichen schon richten werden. Egal, ob es dabei um das Eindämmen des stärker werdenden „Raubtier-Kapitalismus“ geht und um den gerechteren, anständigen Lohn für anständige Arbeit. Oder um das rücksichtslose Ausbeuten der Natur und das Hinterlassen einer zerstörten Umwelt für die nachkommenden Generationen.
Wenn wir die Zeit noch einmal zurückdrehen könnten
Es wäre allerdings schon cool, wenn wir die Zeit um 2.000 Jahre zurückdrehen könnten. Um noch einmal zu versuchen, wie weit wir mit dem damaligen Ansatz kommen würden. In kleinen, überschaubaren Gemeinden zusammenleben, in dem jeder Einzelne seine unterschiedlichen Talente zum Wohl von allen einbringen könnte. Natürlich auch in Unternehmen, die nicht „von oben herab“, sondern durch die Mitarbeiter*innen selbst organisiert sind. In denen dann nicht nur „jedem das zugeteilt wird, was er nötig hat“, sondern natürlich auch, was er nach Ansicht seiner Kolleg*innen verdient (nicht „erdient“) hat. Ähnlich, wie früher bei den Aposteln. Und natürlich würde es bei der Diskussion, was jeder Einzelne für sich als „nötig“ ansieht und wie andere dies sehen, sehr heiß hergehen. Und natürlich auch, wer bei diesem „nötig“ an erster und an letzter Stelle steht.
Sie merken, es war früher schon nicht einfach und wird es vermutlich nie sein. Außer, wir versuchen, uns einfach vorzustellen, wie es wäre, wenn wir selbst einmal bittere Not (seelisch, körperlich, materiell) leiden, oder ganz alleine leben müssten. Vielleicht würden wir uns dann doch an diese spezielle Apostel-Geschichte und an die von ihnen propagierte Form des Zusammenlebens und des gegenseitigen Helfens erinnern. Wir müssen dann dazu ja nicht unbedingt den Begriff „Kommunismus“ verwenden, vielleicht genügt ja schon das Wort „Familie“…
Aus meiner Sicht gibt es zwar Überschneidungen der Lebensweise der ersten Christen mit dem Kommunismus, was allerdings nicht bedeutet, dass es gleich Kommunismus ist.
Dieser ist aus meiner Sicht real nicht umzusetzen und anti-christlich, was ich gerne kurz erkläre.
1. Diese Lebensweise hat aus dem selben Grund bei den ersten Christen funktioniert, warum sie auch innerhalb einer Familie funktioniert: die Gruppe ist homogen. In dem Fall: christlich. Gleiche Wertevorstellungen und Ziele machen es möglich, seinen Besitz blind untereinander zu teilen, ohne sich Sorgen machen zu müssen. Das können Sie allein deshalb schon nicht auf die ganze Welt umdenken, weil es eben Christen und Nicht-Christen gibt. Es wird also immer eine Lebensform für eine bestimmte Gruppe bleiben und dort funktioniert sie auch. Sollte die Weltbevölkerung irgendwann nur noch aus wiedergeborenen Christen bestehen, wäre ein Kommunismus sicher denkbar. Das Wort Gottes sagt uns aber klar, dass das erstmal nicht passieren wird, freilich aber im Reich Gottes.
2. Die Lebensweise der ersten Christen beruhte auf Freiwilligkeit. Sie wurde niemandem aufgezwungen und jeder gab, weil er wollte. Diese Freiwilligkeit ist im Kommunismus undenkbar und sie wurde in keinem etablierten kommunistischen System beobachtet.
3. Die 10 Gebote sagen ganz klar, dass mein Besitz heilig ist. Gebe ich nicht freiwillig, kann mich niemand dazu zwingen. Diese Idee ist dem Kommunismus direkt entgegengestellt.
Meine Familie hat unter dem Kommunismus gelebt und gelitten und ich persönlich halte ihn für anti-christlich.
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Vielen Dank für Ihre Rückmeldung und die entsprechenden Hinweise, auf die ich sehr gerne antworten möchte.
1) Der Ihnen (und tlw. mir) bekannte (falsche) Kommunismus: Hierüber gibt es keine zwei Meinungen, so wie ich auch schon in meinem Beitrag geschrieben habe.
2) Warum sollte es nicht auch heute möglich sein (ohne dass die Menschen sich „Christen“ nennen müssen), gemeinsame Wertvorstellungen in eine gemeinsame Teilhabe einzubringen? Werte wie Mitmenschlichkeit, Toleranz, Hilfsbereitschaft, Brüderlichkeit oder Solidarität mit Schwachen haben aus meiner Sicht ja nichts mit Religion zu tun. Sondern sind sogar die Basis für unser friedliches Zusammenleben, wenn nicht sogar für das Überleben der Menschheit. Gerade, wenn man sich vorstellt, dass diese „Menschheit“ versucht, sich weiter mit „falschen“ Werten (Neid, Missgunst, Hass, Unterdrückung, Egoismus,…) am Leben zu halten. Das muss und wird irgendwann schiefgehen, oder in einer Katastrophe (Nuklearkrieg, Umweltzerstörung,…) enden.
3) Natürlich sind meine Gedanken (so wie vermutlich der damalige Ansatz) erst einmal utopisch. Aber Träumen darf man ja noch, bzw. die Hoffnung stirbt zuletzt… 🙂
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