Immer mehr Menschen haben in unserem Land Angst. Eine Angst, die in Frust und Neid münden und im schlimmsten Fall sogar zu Wut und Hass führen kann. Und diese Kette ihren Ausbruch dann in Gewalt findet.
Die Ergebnisse dieser Angst und Wut können wir jeden Tag auf unseren Strassen beobachten, so wie im Sommer 2018 in Chemnitz. Als ein Mann nach einer Messerattacke in der Chemnitzer Innenstadt starb. Weil zwei Tatverdächtige aus dem Irak und aus Syrien kommen, instrumentalisierten Rechtsextreme den Verstorbenen zur Galionsfigur für ihre Zwecke: „Fremdenhass schüren und ausleben“, schreibt dazu Focus online.
Wir sprechen von gewaltbereiten Nazis und Fremdenfeindlichkeit nicht nur, aber vor allem in den Bundesländern der ehemaligen DDR. Und wir sprechen von Flüchtlingen, die ebenso gewaltbereit auf ihre Mitmenschen losgehen und Frauen bedrängen und belästigen, so geschehen in der Sylvesternacht 2017.
Beide Vorfälle haben mich nicht nur überrascht, sondern sprach- und fassungslos gemacht. Deswegen habe ich mir für die Analyse beider Situationen professionelle Unterstützung von einer Psychologin – Martina Lackner – geholt.
Angst vor Fremden und Angst vor Verlust
„Überrascht haben mich beide Verhaltensweisen nicht. Weder die Ansammlung der rechtsradikalen Szene, noch die Übergriffe von Flüchtlingen. Beide Gruppierungen unterscheiden sich nicht unwesentlich in ihren Motiven, eher in den Ausprägungen der Gewalt, die diese Menschen in sich tragen. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben ihre Wurzeln in der Angst vor dem Fremden, die sogar in Angststörungen münden kann. Die Aggressionshandlungen in der Gruppe von Flüchtlingen basieren auch auf Prägungen aus ihren Herkunftsländern. Auf Gewalterfahrungen in den Kriegsgebieten, einem Überlebenskampf in der Heimat und auf ihrem oft lebensgefährlichen Weg nach Europa und den daraus resultierenden, posttraumatischen Belastungsstörungen. Dahinter verbirgt sich wieder Angst: Angst, die sie bereits aus ihrer Vergangenheit mitbringen, aber auch Angst davor, sich in der neuen Heimat nicht zurecht zu finden.
Angst vor Entscheidungen und Angst vor Machtverlust
Gewaltbereite Rechtsradikale und gewaltbereite Flüchtlinge sind eingebettet in einen Rechtsstaat, dessen Entscheidungsträger eigentlich auch Angst haben. Haben Sie irgendwann den Zeitpunkt gemerkt, als Politiker begonnen haben, in Worthülsen zu sprechen – hören Sie genau hin: „Wir schaffen das! Wir lassen das prüfen! Wir werden zur Rechenschaft ziehen! Wir müssen jetzt analysieren“! Worthülsen, die keine Aussage haben, ausser die, dass man etwas gesagt hat, ohne etwas zu sagen.
Können Sie sich an die letzte Auseinandersetzung unserer Kanzlerin mit ihrem Kompagnon aus Bayern erinnern? Er geht, hieß es, einen Tag später wird zurückgerudert, er bleibt doch. Abgesehen davon, dass Machtkämpfe weder zum guten Ton gehören und in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben, verlieren die Menschen das Vertrauen in diese Politiker und deren Handlungen. Geht es ihnen wirklich um die Interessen der Bürger/innen, oder nur um die Selbstdarstellung und den eigenen Machterhalt?
Etwas länger zurück: Die Dissertationen für Doktorarbeiten lässt man sich schreiben, man macht nicht mehr selbst. Wer Geld hat, lässt andere für sich arbeiten. Titel kann man sich erkaufen. Oder Marktanteile und davon abhängige Gehälter und Boni durch gefälschte Abgaswerte.
Menschen brauchen „Leuchttürme“
Die politische und wirtschaftliche Elite in diesem Land zeigt zunehmend Verhaltensweisen, die nicht mehr im Sinne der durch sie vertretenen Menschen sind. Sie nimmt keine Verantwortung mehr wahr, aus Angst heraus, den Job, den Titel, das Geld, die Annehmlichkeiten, die Macht, … zu verlieren. Es ist ein Vertrauensverlust in diese „Elite“ entstanden, die Menschen verlieren Halt und Orientierung. Was richtig, oder falsch in unserem Zusammenleben, in unserer Gesellschaft, ist. Den Menschen fehlt immer mehr ein „Leuchtturm“, an dem sie sich ausrichten können und der ihnen Sicherheit für ihr Handeln gibt, egal, wie das „Wetter“ gerade ist. Mit Sicherheit ist hier nicht primär Schutz vor körperlichen Übergriffen gemeint. Gemeint ist mehr eine emotionale Sicherheit, die den Menschen hilft, ihre latent vorhandenen Ängste (vor der Zukunft, vor Veränderungen, vor Nichtbeachtung, …) zu verlieren, oder sie zumindest zu lindern.
Gewalt gibt es, solange es die Menschheit gibt, sie ist kein neues Phänomen. Und die Angst, der Schatten hinter der Gewalt, ist auch nicht neu. Beide Emotionen haben sich durch die jüngsten Vorfälle in Chemnitz nur erneut den Weg an die Oberfläche gebahnt.
Angst ist die Reaktion auf ein Problem und nicht die Ursache dessen
Wenn wir den Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit treu bleiben wollen und Demokratie immer noch einen starken Wert darstellen soll, dürfen wir uns nicht von den Nebenschauplätzen ablenken lassen. Nämlich von Situationen wie in Chemnitz (oder wie schon vor gut 25 Jahren in Rostock-Lichtenhagen), oder den Konsequenzen, die aus dem Flüchtlingsstrom heraus entstanden sind. Diese Situationen sind nur die Reaktionen auf ein Problem und nicht die Ursache. Die Ursache liegt für mich in Entscheidungsträgern, die es nicht mehr schaffen, die Menschen im Vertrauen an sich zu binden. Deswegen sollten wir unseren Blick dorthin wenden.“
Soweit die Analyse und Bewertung von Frau Lackner. Was können wir daraus folgern, wie muss es weitergehen?
Menschen erwarten Antworten – Und Taten!
Wenn wir bei der viel zitierten Worthülse bleiben: Wir schaffen das – bräuchte es eigentlich ein Konzept auf die Frage – wie werden wir das schaffen? Menschen brauchen und erwarten Antworten, gerade auf besonders komplexe und neue Herausforderungen. Wenn keine Antworten kommen, lässt man Menschen im luftleeren Raum stehen. Worthülsen bieten Menschen keinen emotionalen Halt, auch wenn sie wie in diesem Fall den Menschen Hoffnung und Zuversicht geben sollten. Und wenn dann doch Lösungen vorgestellt werden, müssen diese (auf Machbarkeit) überprüfbar sein und ganz am Schluss natürlich umgesetzt werden. Konzepte, die nur Monatelang diskutiert, aber nicht weiterverfolgt werden, verunsichern mehr, als sie helfen. Und wenn die Politik sich offensichtlich mehr um die eigene Machterhaltung dreht, signalisiert man den Menschen Desinteresse an deren wirklichen Problemen.
Viele (es gibt noch wenige Ausnahmen!) Politiker/innen sind zu Verwaltern geworden, sie verstecken sich hinter Worthülsen, Versprechungen und Schlammschlachten mit anderen Parteien. Sie verfolgen eigentlich keine Inhalte mehr, sie verwalten einen Zustand, der irgendwie durch Globalisierung und Krisenherde eingetreten ist. Dadurch kam es zu einem Vakuum an echter, per Wahl ausgehändigter Macht. Aber vor allem zu einem Vakuum an Bindung zu den tatsächlich „Mächtigen“, den Wählerinnen und Wählern.
Bindung und Vertrauen sind entscheidend – In Win-Win-Situationen denken!
Bindung und Vertrauen sind der Kitt, der eine Gesellschaft zusammenhält. Weil sie die Erregungsbereitschaft von Menschen sowohl im Hinblick auf Angst, als auch Aggression bremst und damit den sozialen Frieden einer Gesellschaft sichert.
Deswegen mein Appell an alle Verantwortlichen in Politik und in der Wirtschaft: Wir brauchen Politiker/innen und Entscheidungsträger, die sich wieder an den Menschen orientieren und für klare Werte stehen. Keine Verwalter von gesellschaftlichen Zuständen die Angst vor Veränderungen und Entscheidungen haben. Sondern Menschen, die mutig Inhalte und Richtung vorgeben, dann auch zu ihren Entscheidungen stehen und sich nicht öffentlich gegenseitig demontieren. Wir brauchen Persönlichkeiten, die begreifen, dass Erfolg nie der Erfolg eines einzelnen ist. Sondern dass gerade Politiker/innen nur so und solange erfolgreich sind, wie die Mitglieder einer Gesellschaft es sind. Und Politiker müssen begreifen, dass sie abhängig sind. Und zwar von ihren Wähler/innen.
Sie müssen begreifen, dass der soziale Friede nur gesichert werden kann, wenn sie anfangen, in Win-Win-Situationen zu denken. Sie müssen den Menschen das Gefühl geben, dass sie auch gewinnen können. Egal was es ist. Wir müssen wegkommen von dem Denken – wir gewinnen nur, wenn der andere verliert. Dieses Denken bringt uns langfristig keinen Segen, ganz im Gegenteil.
P.S.: Einige dieser beschriebenen „Leuchttürme“ gibt es übrigens noch. Zumindest aus meiner Sicht…
Die Theorie kenne ich schon seit Jahren und versuche sie für den Gesundheitsbereich umzusetzen. Bisher ohne wirklichen Erfolg.
Die Sucht nach dem Leuchtturm im Außen führt im Bereich der Gesundheit häufig zur Starre und Selbstzerstörung.
Win-Win-Situationen kann ich viele erkennen.
Was braucht es, damit aus Win-Win-Situationen auch Win-Win-Zusammenarbeit wird?
Was braucht es, damit die andere Seite das Potential einer Zusammenarbeit erkennt?
Gefällt mirGefällt 1 Person
Angst ist es nicht
Die Handlungsempfehlungen lasse ich gelten – aber die Ostdeutschen immer als ängstliche Verlierer darzustellen, halte ich für einen Teil des Problems. Vielmehr wollen viele von uns einfach eine andere Politik und lehnen eine ungesteuerte Zuwanderung und eine Integration kulturfremder Ungebildeter in den gebefreudigsten Sozialstaat, die noch dazu stark von einer ideologischen Religion beeinflusst werden, ab. Mit totalitären Ideologien, ihrer Wirkung auf die Menschen und abgehobenen Politikern und Medien haben wir unsere Erfahrung. Damit heiße ich nicht Gewalt gut, es fehlen aber seit 3 Jahren Fehlereingeständnisse und wirkliche Politikänderungen sowie die Möglichkeit, diese in der aktuellen Demokratieorganisation herbeizuführen – da wächst der Frust. Schutzbedürftigen soll selbstverständlich geholfen werden, aber nach der Krise sollten sie mit ihren deutschen Arbeitserfahrungen zum Wiederaufbau in ihr Land zurückkehren.
In einem Unternehmen wäre das Spitzenpersonal längst ausgetauscht, die Umstrukturierung in vollem Gange und/oder die Fluktuation stark angewachsen.
Gefällt mirGefällt mir
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung und den entsprechenden Kommentar, zu dem ich folgende Fragen bzw. Anmerkungen habe:
1) Auf was stützt sich Ihre These bzgl. „ungesteuerter Zuwanderung“ und kulturfremder Ungebildeter“ Ist das der zwischenzeitlich schon fast normal gewordenen Alltags-Rassismus und eine Vorverurteilung von Menschen, die man gar nicht kennt? Und wussten Sie schon, dass zwischenzeitlich gut 300.000 dieser Menschen einer Sozialversicherungspflichtigen Arbeit in Deutschland nachgehen?
2) Welche „Fehlereingeständnisse“ meinen Sie? Ist das Einhalten von Verträgen (wie die Genfer Flüchtlingskonvention, die EU-Verfassung) zwischenzeitlich ein Fehler?
3) Wieso sollte jemand zurückkehren, der sich hier integriert hat, nicht vom Staat lebt und mit seiner Arbeit einen wertvollen Beitrag zu unserer Gesellschaft leistet? Von den Steuern und Beiträgen zur Sozialversicherung einmal ganz zu schweigen…
Gefällt mirGefällt mir
zu 1) gesteuerte Zuwanderung ist eine Auswahl ähnlich dem Kanada-Modell, das Menschen mit Landes-Sprachkenntnissen und gesuchten Qualifikationen – bei uns hochqualifizierte Facharbeiter und Studienabsolventen – die Einreise ermöglicht, dies haben wir nicht
– in einem Hochlohnland wie Deutschland mit entspr. Wirtschaftsstruktur kann uns an Zuwanderung von Nicht- und Geringqualifizierten nicht gelegen sein
– wenn es wirklich so viele syrische Ärzte und migrierte Spezialisten gäbe, kämen sicher mehr Beispiele in den Staatsmedien
– das Kulturfremde bezieht sich auf die uns diametral entgegenstehenden Auffassungen der Mohammedaner zur Rolle der Frauen, Verhältnis Religion und Staat, Minderheiten, Parallelgesellschaften usw. – übrigens sind Vietnamesen, Polen, Russen usw. hier gut integriert und nicht dauernd in den Medien mit Problemen präsent. Wir im Osten verzichten gern auf Problembezirke wie Berlin-Kreuzberg oder Duisburg-Marxloh.
– die Fremdenhass-, Rassismus- und Nazimontur ziehen wir uns nicht pauschal an, das verstärkt nur den Frust der Massen. Ich hatte selbst eine persische Juristin für mein Team eingestellt und einem tunesischen Bauingenieur in Dresden beim Praktikum in Dresden betreut. Die vielen ausländischen Wissenschaftler und Spezialisten an der TU Dresden, in den vielen Forschungsinstituten und in Großunternehmen wie Globalfoundries sind gern gesehen und gut integriert.
zu 2) der Hauptfehler war die ausbleibende Rückkehr zur gesetzlichen Normalität nach der Einreise des Ungarn-Trecks und das Flüchtlings-Selfie mit der deutschen Bundeskanzlerin.
Was haben Wirtschaftsmigranten mit der Genfer Flüchtlingskonvention zu tun? Soll mit der wohl mehrheitlich falschen „Asyl“-Ansage wirklich ein monate- und jahrelanger Prüfprozess mit letztendlichem Zugriff auf den deutschen Sozialstaat für alle bereitet sein, die die europäischen Grenzen erreichen? Warum kein strikter Umgang mit fehlenden Paßdokumenten, warum kein Auslesen der Handys, warum keine medizinische Altersfeststellung bei den Minderjährigen ohne Dokumente?
Sind die anderen europäischen Staaten alle Gesetzesbrecher? Dieser Merkelsche Moralimperialismus ist doch eher eine Neuauflage von „an deutschem Wesen soll die Welt genesen“.
zu 3) aus Verantwortung für die Entwicklung ihrer Heimat und der Verringerung der Ungleichheit in der Welt. In der DDR war gelebte Solidarität die Ausbildung von Ausländern für den Aufbau ihrer Heimat, sie kehrten in der großen Mehrzahl in ihre Länder zurück – das scheint mir auch heute sehr vernünftig! Warum sollen wir guten Deutschen die armen Länder unser Demografieproblem lösen lassen?
Gefällt mirGefällt mir
Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung und Antworten zu meinen Fragen!
Zu 1) Bitte nicht gesteuerte Zuwanderung (für die wir schon seit langem ein Gesetz brauchen) mit der Gewährung von Asyl verwechseln. Und sehr gerne hätte ich Ihre persönlichen Erfahrungen zu der von Ihnen erwähnten Menschen mit einer speziellen Religion. Wieviele dieser Menschen kennen Sie persönlich, mit wievielen Menschen – speziell Frauen – aus dieser Religionsgemeinschaft haben Sie gesprochen? Wenn Interesse daran besteht, sich tatsächlich selbst eine Meinung zu bilden (anstatt diese aus „BILDern“ zu beziehen) lade ich Sie sehr herzlich zu einer meiner Lehrveranstaltungen in Berlin-Kreuzberg (wann waren Sie das letzte mal dort?) ein. In der ungefähr die Hälfte der jungen Menschen den von Ihnen diskreditierten Glauben hat. Aber nicht von anderen jungen Menschen zu unterscheiden ist. Höchstens in derem Fleiss und dem Willen, etwas aus ihrem Leben zu machen.
Zu 2) Können Sie sich noch an die Situation vor drei Jahren genau erinnern? Als gerade Ungarn die Hilfeleistung verweigerte und Zigtausende Menschen dort in den Lagern strandeten. Ungefähr die gleiche Situation, wie 1989. Als ebenfalls Tausende von Menschen (Wirtschaftsflüchtlinge?) aus einem diktatorischen Land flüchteten und auf humanitäre Hilfe von anderen Ländern hofften. Nicht nur in der damaligen deutschen Botschaft in Prag. Und können Sie sich auch noch an die Rufe nach der „friedlichen Revolution“ erinnern, als Hunderttausende von Menschen auf die Strasse gingen und drohten: „Kommt die D-Mark nicht zu uns, gehen wir zu ihr“. Und ja, die anderen Europäischen Staaten sind Vertragsbrüchig gegenüber der EU-Verfassung. In der klar geregelt ist, dass sich die Staaten bei besonderen Notlagen gegenseitig unterstützen. Diese Unterstützung wird aktuell gerade Spanien, Italien und Griechenland verweigert, die entsprechenden Klagen der EU gegen Länder wie Ungarn, Polen, Tschechien und Österreich sind (berechtigt) eingeleitet.
3) Ich habe den Vorteil, dass ich in einer „Misch-Ehe“ lebe und Informationen aus erster Hand bekomme, wie das tatsächliche Leben in der DDR war. Auch im Hinblick zu den wenigen Ausländern (hauptsächlich aus Vietnam), die schon damals kein leichtes Leben in bestimmten Regionen dieses Staates hatten. Gern als billige Arbeiter ausgenutzt wurden (sagt Ihnen der Begriff „Fidschi“ etwas?) und wenn sie nicht mehr von Nutzen waren, wieder abgeschoben wurden. Und zu dem von Ihnen erwähnten Demografie-Problem empfehle ich Ihnen gerne das Studium der entsprechenden Statistiken. Dass heute ca. 20 Millionen Menschen mit sog. Migrations-Hintergrund in unserem Land leben und arbeiten. Steuern und Abgaben in die Rentenversicherung einzahlen. Und wenn wir diese „Zuwanderung“ (egal, ob aus Asly- oder sonstigen Gründen) nicht gehabt hätten, wäre unser Sozialsystem (von dem auch Sie profitieren) schon längst zusammengebrochen. Von den anderen Auswirkungen unserer Haltung gegenüber anderen Ländern und anderen Nationalitäten ganz zu schweigen. Es kommt nicht von ungefähr, dass unser Wohlstand auf knapp 60% Export beruht und die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft auf allen Talenten aus allen Ecken der Welt.
Gefällt mirGefällt mir
Auch ich danke Ihnen für Ihre Argumentationen, auch wenn ich Ihre Ansatzpunkte als sehr einseitige Auswahl aus meinen Thesen betrachte – wir kommen nicht wirklich ins Gespräch und sollten einfach akzeptieren, dass verschiedene Menschen verschiedene Auffassungen haben und das dies auch okay ist – in der Demokratie wird sich letztendlich die Mehrheit durchsetzen. Derzeit scheinen Sie mit ihren Ansichten auf dieser sicheren Seite.
Gleichwohl möchte ich nochmals auf Sie eingehen:
zu 1) Ich verwechsle durchaus nicht Asyl mit Zuwanderung, aber ich bin gegen den Asylvorwand und -missbrauch. Dass es den in Massen gibt, kann man in seriösen Medien nachlesen. Ich kenne nicht sehr viele solcher Menschen, zugegeben, und ich will einem einzelnen Individuum auch nichts unterstellen. Aber ich habe aus den Medien einen Eindruck über viele Probleme, die viele von ihnen in Deutschland bereiten und schlussfolgere – ich möchte sie nicht einladen, in Massen nach Deutschland zu kommen. Das nennt man Meinungsfreiheit. Meine Medien-Informationen beziehe ich übrigens aus der NZZ, für uns kritische Ostler die neue Westzeitung. Früher habe ich viel DLF gehört, aber wir haben uns in Zeiten der PC entfremdet, es gibt zu viele Parallelen des heutigen ÖRF mit den DDR-Medien – ich möchte informiert, nicht belehrt und erzogen werden.
Kreuzberg kenne ich etwas, mein Sohn wohnt mit seiner Familie in Mitte an der Grenze dazu, unsere Enkel gingen/gehen in eine Kreuzberger Kita. Das letzte Mal war ich vor 2 Wochen dort. Ich sehe dort sehr viele Kopftücher, auch bei Kindern, und halte dies nicht für einen Erfolg der deutschen Gleichberechtigungsbemühungen und für Indoktrination und Zeichen der Abgrenzung und Desintegration, vor allem vor dem Hintergrund, das dieses Phänomen erst in den letzten Jahren in der islamischen Welt zur Norm wurde und vor 50 Jahren nicht annähernd so verbreitet. Was soll daran Fortschritt und Entwicklung des Islam sein? Ich war auch schon am „Kotti“ und im „Görli“ und halte diese Szene nicht für eine Bereicherung unseres Landes.
Letztendlich kommt wohl jeder zu einer Abwägung, was nehme ich womit in Kauf und was lasse ich dann lieber. Es gibt kein Menschenrecht auf freie Wahl des Wohnorts in der Welt, Migration und Sozialstaat vertragen sich nicht auf Dauer, und zur Toleranz gehört auch zu tolerieren, wenn manche nicht mit manchen anderen zusammenleben wollen. Dann zählt die Meinung derer, die schon da sind.
zu 2) Ich habe schon 89 nicht vertreten, dass die Mehrzahl der DDR-Bürger aus politischen Gründen die Wiedervereinigung wollten und auch das Wort Wirtschaftsflüchtling gebraucht, da habe ich keinen Widerspruch. Allerdings waren die meisten Ossis gut qualifiziert, der deutschen Sprache mächtig, mit richtiger Arbeit vertraut und kulturell besser in die westdeutsche Gesellschaft passend (mit Ausnahme der türkisch-arabischen Parallelgesellschaften).
Ihre Schelte der übrigen europäischen Länder teile ich nicht, da die Notlage durch den unabgestimmten Alleingang der deutschen Kanzlerin wesentlich herbeigeführt wurde und nicht zu Unrecht auf den Verursacher gezeigt wird. Deutschland steht allein auf weiter Flur in dieser Frage, auch Frankreich hat viel geringere Asyl- und Migrantenzahlen und viele Briten sehen sogar eine Mitschuld bei dieser unserer Migrationspolitik für den Brexit. Sollten Deutschland oder die EU-Bürokratie wirklich Sanktionen gegen die Vysegrad-Staaten wegen der Migrantenaufnahme lancieren, fürchte ich eher das Ende der EU.
zu 3) Mit Ihren Kenntnissen aus ihrer Partnerschaft ist es wie mit meinen aus Kreuzberg, es ist ein individueller Eindruck. Ich bemühe mich, sie nicht zu verallgemeinern , nur mit persönlichen Eindrücken mache ich mir nicht die Ratio von wissenschaftlichen Analysen und Studien schöner oder schlechter oder setze sie gar außer Kraft.
Es ist richtig, nicht alle DDR-Bürger waren begeistert von den ausländischen Arbeitern, schon damals kamen aus Afrika vorwiegend junge Männer und die Probleme waren ähnlich den heutigen, aber es gab keine vergleichbare Gewalt und Kriminalität. Aber gerade die Vietnamesen kamen hauptsächlich zur Ausbildung und von vornherein befristet ins Land. Im übrigen sprach ich von heute und füge noch ein Beispiel hinzu: Ich war kürzlich zum Klassentreffen in meiner alten Penne in Westsachsen und habe mich sehr gefreut, dass immer noch viel Wert auf die mathematisch-naturwissenschaftliche Ausbildung gelegt wird. Auf der Ehrentafel der Preisträger der Matheolympiade sind nach der Wende eine sehr große Zahl vietnamesischer Namen – gibt es in Kreuzberg vergleichbares?
Im übrigen war ich keinen Tag arbeitslos und habe wohl schon seit kurz nach der Wende immer maximale Sozialbeiträge gezahlt (Beitragsbemessungsgrenze).
Der ersten Hälfte ihres letzten Satz stimme ich zu, sehe Deutschland aber weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft als Magnet für die Talente der Welt, sondern als Ergebnis harter Arbeit und Erfindergeist der schon länger hier Lebenden, wie die deutsche Kanzlerin neuerdings die Deutschen nennt. Bitte akzeptieren Sie, das es Deutsche im Osten gibt, die die in der Vergangenheit im Westen gemachten Fehler bei der Einbürgerung, der Nicht-Integration und dem Familiennachzug fremder Gastarbeiter nicht wiederholen oder ausweiten wollen. Dabei sind und bleiben Qualifizierte, die sich uns schon länger hier Wohnenden anpassen und sich integrieren, willkommen. Ich habe z.B. auch von einer größeren Landesgruppe japanischer Bürger im Raum Düsseldorf/Köln gehört, aber noch nie negativ vergleichbares zu den islamischen Neubürgern in den Medien. Auch die fast gleichgroße Zahl von polnisch stämmigen Deutschen wie die islamischen Gläubigen kommt ohne Zentralrat oder Polenkommission der Regierung aus, der Running-gag von den polnischen Autoklauern ist „durch“.
Ich möchte Deutschland nicht als europäische USA, als Melting Pott von Menschen aus aller Welt sehen, weil wir dann unser Sozialsystem aufgeben müssten. Nicht missverstehen, ich finde die USA und die Menschen dort toll, aber es ist ein ganz anderes Sozialsystem, eher keins. Dafür haben sie ihren amerikanischen Traum vom Aufstieg des Tellerwäschers zum Millionär, wir bieten auch deutschen Unwilligen und nicht so Engagierten oder andere Lebensmodelle Verfolgenden eine Hängematte auf beachtlichem Niveau,
In Afrika wird sich die Bevölkerung bis 2050 verdoppeln, diese neuen Millionen kann Deutschland nicht alle aufnehmen und versorgen wollen. Und auch Deutschland kann nicht in 30 Jahren Arbeitsplätze und Infrastruktur für fast 3 Milliarden Menschen dort schaffen – also Schluss mit der Willkommenskultur für alle und andere Zeichen in die Welt, das können wir nicht schaffen.
Gefällt mirGefällt mir
Sehr gerne greife ich den letzten Hinweis aus Ihrem Kommentar – das können wir nicht schaffen – auf. Das ist doch jedem normal denkenden Menschen klar, dazu braucht es nicht einmal die populistischen Aussagen – „das Boot ist voll“ – von Parteien und Politikern, welche die Angst von Menschen schüren und diese Angst für ihre politischen und persönlichen Zwecke nutzen. In den letzten Monaten sind nicht einmal 20.000 Asylsuchende pro Monat zu uns gekommen = ca. 250.000 pro Jahr = 0,3% unserer Bevölkerung, oder 3 Menschen von Tausend. Hier kann man doch nicht von „nicht alle aufnehmen“ sprechen, wenn diese Anzahl von Menschen eines der reichsten Länder der Welt – welches die Not und das Elend in vielen Ländern mitverursacht hat – überfordern, dann entbehrt dies jeglicher volkswirtschaftlicher Grundlage.
Zum Thema Kopftuch: Seit wann unterscheiden wir, was Menschen auf dem Kopf tragen und nicht, was sie in diesem haben? Halten Sie die christliche Religion auch für verabscheuungswürdig, da immer mehr Missbrauchsfälle von Priestern an ihren Schutzbefohlenen auftauchen? Oder ist dies nicht eine Diskreditierung einer Religionsgemeinschaft, deren Schutz ausdrücklich in unserem Grundgesetz (Religionsfreiheit) vorgehsehen ist. Warum dies so ist, brauche ich Ihnen, so hoffe ich zumindest, nicht zu erklären.
Klassentreffen: Auch da habe ich eine besondere Erfahrung beizsteuern. Letztes Jahr war ich zu einem turnusmässigen Klassentreffen in meinem Heimatort im Allgäu. In dieser Region herrscht quasi Vollbeschäftigung, meine Klassenkameraden stehen kurz vor der Rente, fast jeder hat sein abbezahltes Häuschen, zwei Autos sowieso, allen geht es (materiell) gut. Nach ein paar Minuten ging die Diskussion über DIE Flüchtlinge und DIE „Ossis“ im gleichen Stil, fast ohne Unterschied. Beide Gruppen wurden munter in einen Topf geworfen und darüber lamentiert, wohin die vielen bezahlten Steuern gehen und was man mit dem „Soli“ doch hätte alles machen können. Nach 1 Stunde sinnloser Diskussion habe ich den Tisch gewechselt. Und bei einem anderen Schulkameraden dann erfahren, dass in meinem („tiefschwarzen“, ca. 80% CSU-Wähler) Heimatort bei der letzten Bundestagswahl ca. 30% eine sog. „‚Alternative“ Partei gewählt hatten. Was will ich damit sagen: Wir Menschen haben eine Grund-Angst, die uns unser ganzes Leben begleitet: Die Angst vor Verletzungen (seelisch wie körperlich), die Angst vor Veränderungen, die Angst vor der Zukunft und die Angst vor unserem Tod. Und Menschen brauchen für ihre „Entfaltung“ eine entsprechende Sicherheit. Finanziell, körperlich, im Beruf und im Privatleben. Und gleichzeitig brauchen wir Vertrauen in „Systeme“, die uns Schutz bieten. Wenn dieses Vertrauen (in Politiker, in Unternehmen, in Privatpersonen) verloren geht, wenn die Sicherheit fehlt und die „Urangst“ durchdringt, dann fangen Menschen an, zu rebellieren und im wahrsten Sinne des Wortes „um sich zu schlagen“. Um damit ihre Angst zu bekämpfen und aus ihrer Sicht dagegen etwas getan zu haben. Ich wurde übrigens als „Fremder“ in meiner neuen Heimat (Brandenburg) ähnlich wie andere „Fremde“ behandelt. Mit Misstrauen und Ablehnung (auch Neid), einfach, weil ich nicht zu der Gruppe/zum „Clan“ gehörte. Wenn Sie mich jetzt fragen, warum ich mir so viele Sorgen mache und warum ich mich in meinem Alter noch so engagiere, ist die Antwort ganz einfach: Ich möchte mich in zwanzig Jahren nicht von meinen Kindern und Enkelkindern fragen lassen, wo ich war und was ich getan habe. Warum ich es zugelassen habe, dass (wieder) Rassisten, Nationalisten und Faschisten als „Rattenfänger“ so leichte Beute unter den verunsicherten (tlw. verzweifelten) Menschen machen konnten. Vielleicht ist mein Einsatz umsonst, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Ihre Bemerkung: „Deutschland kann nicht der Magnet für Talente der Welt sein“. Wie wollen Sie das verhindern? Und wussten Sie schon, dass unser Wohlstand – auch der im „Osten“ – auf gut 20 Millionen deutschen Staatsbürgern beruht, die ihre „Wurzeln“ nicht in diesem Land haben? Ich kann übrigens absolut nachvollziehen, dass Menschen in bestimmten Regionen (Erzgebirge, Allgäu, Oberpfalz, Lausitz, Vorpommern, Spessart,…) unter sich bleiben und mit „Fremden“ nichts zu tun haben wollen (siehe meine Erfahrung bzgl. „Klassentreffen“). Aber sehen Sie sich in diesen Regioen doch einmal um, wie ist die Bevölkerungsstruktur, z.B. in Sachsen? Viele junge Menschen gehen weg, wenig andere (auch wieder vorwiegend junge) Menschen aus anderen Regionen haben Lust, dorthin zu gehen. Eben aus den beschriebenen Gründen. Die Bevölkerung vergreist immer mehr, die Städte veröden, das Leben wird langweilig, schon mit fünfzig meint man in einem Altersheim mit „Besuchsberechtigung“ zu leben. Letztendlich ist es die Entscheidung jedes Einzelnen, wo und wie er leben möchte, mit allen Vor- und Nachteilen.
Fehler bei der Integration? Das sehe ich komplett anders. Gerade in Regionen, wo „Fremde“ nicht abgelehnt werden, ist diese Integration bestens gelungen, kommen Sie einfach mal nach Potsdam, nach Hamburg, Münster, München, Leipzig oder in andere Regionen. In Deutschland ist eben nicht der Fehler wie in Frankreich gemacht worden, „Fremde“ in Ghettos einzukasernieren, wo der Hass und der Frust au fdiese „Ablehnung“ automatisch steigen. Auch hier gilt doch die Lebensweisheit, wie man in den Wald hineinruft….
Gefällt mirGefällt mir
So haben wir zum Schluss noch eines gemeinsam – die Sorge (nicht Angst, ich komme damit nicht klar) um unser Land, in dem unsere Nachkommen leben werden. Ich kann dabei nichts Verwerfliches an einem starken Nationalstaat Deutschland finden, der wird auch Europa gut tun. An Vereinigte Staaten von Europa glaube ich in diesem Jahrhundert nicht, aber an ein Europa der Nationen, die ihre historischen kulturellen Wurzeln und Prägungen zur gegenseitigen Bereicherung pflegen und nicht aufgeben. Mit einer pauschalieren Abwertung anderer Auffassungen und politischen Meinungen wird die Spaltung vertieft, wir ziehen uns einfach die Jacke nicht an, dass alle mit von der Staatsdoktrin abweichenden Meinung von Rechtspopulisten irregeleitete oder schon in der Wolle gefärbte Rechte, Rassisten oder Nazis sind. Wir haben spätestens mit dem Niedergang der DDR selber denken gelernt (und sehen immer häufiger Erscheinungen, die wir schon mal so ähnlich erlebt haben).
Ich bin auf einigen Feldern ehrenamtlich engagiert, u.a. auch mit der Bürgerstiftung in einem „Generationendialog“ in Schulen der Dresdner Region unterwegs. Dabei erleben wir leider immer öfter, das Schüler offen davon sprechen, neben ihrer Privatmeinung eine Schulmeinung zu haben, von der sie annehmen, das die Lehrer (übrigens kaum noch DDR-Lehrer) sie hören möchten, übrigens auch einige der Kinder mit ausländischen Wurzeln. Das habe ich mir nicht mal 30 Jahre nach dem Ende der DDR nicht träumen lassen und will es auch nicht akzeptieren, da ist etwas faul im Staate Deutschland.
Das im Westen ein verzerrtes Bild vom Osten existiert, wie erst gestern Abend wieder zwei Wissenschaftler der LMU München bei einer Buchlesung bestätigten, damit muss ich wohl leben, solange sehr viele noch nicht einmal hier waren und die Staatsmedien und Regierungssprecher den Eindruck vermitteln, hier tobt der braune Mob auf der Strasse. Ich habe mir nicht nur viele Länder der Welt selbst angesehen, sondern war privat und dienstlich auch in vielen der „alten Bundesländer“, habe sogar von Dresden aus (und mit vielen Reisen) in einem Weltkonzern selbst ein überregionales Team geleitet und später als Experte in einem EMEA-Team mit Mitgliedern aus West- und Osteuropa, aus Vorderasien und Afrika gearbeitet, auch bin ich etwas belesen (nicht nur Houellebecq, früher schon Klemperers LTI) und sehe meinen persönlichen Horizont deutlich über den BILDern.
Ihren Schuldkomplex bzgl. der von uns mit verursachten Not und Elend teile ich nur sehr bedingt, sehe ihn vor allem als moralische Rechtfertigung für eine völlig verfehlte und weitgehend erfolglose Entwicklungshilfe. Von wenig unterschiedlichen Basen aus hat China vorgemacht, dass man auch arme und rückständige Länder zum materiellen Wohl von Millionen entwickeln kann. Heute bewirken sie in Afrika viel mehr und Nachhaltigeres mit ihren Infrastrukturprojekten, wie ich mich als Senior Experte für die GIZ in Kamerun auch selbst überzeugen konnte.
Der Wegzug der Leute aus der Fläche in die Ballungsräume ist kein spezifisches Ostproblem, und die Geburtenraten bei den schon länger hier Lebenden entwickeln sich erfreulich, in den Grenzregionen kommen auch immer mehr von unseren östlichen Nachbarn, um hier zu wohnen. Und die passen besser zu uns.
Gefällt mirGefällt mir
Ein paar Sätze zur Klarstellung:
1) Meine Sorge betrifft nicht, dass Deutschland .- und unsere Nachkommen – unter der aktuellen, aussergewöhnlichen Situation leiden wird, ganz im Gegenteil. Die „Älteren“ unter uns – speziell die damals im „Westen“ gelebt haben, erinnern sich vielleicht noch an die Situation vor knapp 25 Jahren. Als Hunderttausende Menschen hauptsächlich aus Bosnien (die meisten davon Muslime) Schutz vor den Gräueltaten ihrer Nachbarn (die meisten davon angebliche Christen) suchten. Heute sind die allermeisten dieser Menschen in ihr Land zurückgekehrt oder haben hier oder woanders ihr Glück gefunden. Und erinnern sich mit Dankbarkeit daran, wie Menschen einfach geholfen haben, als es dazu Zeit war.
Meine tatsächliche Sorge gilt einer Entwicklung, die durch angeblich „besorgte Bürger“, eingeleitet wurde. Die mit einem mächtigen Vorstrafenregister – https://www.welt.de/print/die_welt/politik/article154503011/Die-kriminelle-Karriere-des-Lutz-Bachmann.html und als ehemaliger „Flüchtling“ auf Veranstaltungen in Dresden gegen andere Menschen hetzten, dabei diese Menschen als „Viehzeug und Gelumpe“ beschimpften. Und Tausende von Menschen (alles besorgte Bürger?) diesem Menschen? frenetisch zujubelten. Und die nächste Sorge gilt den „Brandstiftern in Biedermann-Kleidung“. Welche ähnlich wie vor 90 Jahren ihr politisches Süppchen aus der aktuellen Lage zubereiten und Angst und Panik unter der Bevölkerung vor den ganzen „Kriminellen“ verbreiten. Dabei aber keinen Deut besser sind: https://www.stern.de/politik/deutschland/afd–so-kriminell-sind-die-abgeordneten-der-rechtspopulisten-7973706.html Wer diesen Menschen und Parteien zujubelt, der muss wissen, was er tut.
2) Ich habe keinen Schuldkomplex, so eine Einstellung nennt man Verantwortung. Auch zu den unterschiedlichen Fluchtgründen, http://www.fluchtgrund.de/ zu denen jeder (bewusst oder unbewusst) von uns beiträgt. Und ich würde Ihnen sehr empfehlen, den Menschen vor Ort zu erklären, wo der Klimawandel herkommt und wie man die Folgen dieses „Wandels“ vor Ort mit Entwicklungshilfe ausgleichen kann. Egal, ob ganze Landstriche zwischenzeitlich verdorrt sind, oder von Sintfluten weggespült wurden.
3) Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und Glück in Ihrem Leben. Ein Glück – hier per Zufall geboren zu sein – auf das man nur bedingt stolz sein kann. Und weiterhin wünsche ich Ihnen, dass Sie (oder Ihre Familie) nie in ähnliche Notsituationen, wie flüchtende Menschen geraten. Und dann vielleicht sogar entscheiden müssten, ob die behandelnden Ärzte oder Krankenschwestern (mit oder ohne Kopftuch) zu Ihnen passen. Oder nicht…
Gefällt mirGefällt mir
Sorry, noch einen Nachtrag zur Demokratiekritik: wie demokratisch ist es, dass sie in Deutschland wählen können, was sie wollen – immer erhalten sie Frau Merkel als Kanzlerin? Da ihre Politik wohl im Osten nicht besonders goutiert wird (Atomausstieg – Technikfeindlichkeit, steigende Energiepreise, Euro- und Bankenrettung (Griechenland), offene Grenzen – wir schaffen das) führt auch das zu wachsendem Frust bei den Andersdenkenden, die eine andere Politik wollen.
Gefällt mirGefällt mir
Apropos „Demokratiekritik“: Können nicht alle Menschen in unserem Land (Gott sei Dank) frei wählen, was sie wollen? Nicht nur die Art zu leben, überall hin zu reisen, frei ihre Meinung zu sagen, sich frei zu versammeln und zu demonstrieren? Sondern auch frei und unabhängig ihre Stimme demjenigen zu geben, der ihrer Meinung nach die persönlichen Interessen am besten vertritt, vertreten auch durch eine entsprechende Gruppe, nämlich die jeweilige Partei. Und bei all der Kritik an Frau Merkel (die ich übrigens auch nicht gewählt habe), war sie eine der wenigen Politiker*innen, die in den letzten zwanzig Jahren kühlen Kopf behalten hat. Egal, ob bei der Finanz- oder Griechenlandkrise, der Annektion der Krim, der zunehmenden Abschottung anderer Länder (USA, Polen, Ungarn, Türkei,…) und ganz besonders bei dem Thema, welches alle Länder auf der ganzen Welt die nächsten Jahrzehnte betreffen wird, der sog. Flüchtlingskrise. Eine Herausforderung, welches kein Land der Erde alleine lösen kann und bei der es auch nicht hilft, die Augen zu verschliessen. Oder sich eine „flexible Mauer“ zu wünschen, die man je nach Bedarf öffnen oder schliessen kann. Öffnen, um damit gerne die Annehmlichkeiten einer globalisierten Welt nutzen zu können. Und schliessen, wenn die „Kehrseite dieser Medaille“, an unsere Türe klopft und auch ihr Menschenrecht auf ein anständiges Leben einzufordern. Zumindest auf ein Überleben. Und wenn sich die Mehrheit der Menschen zukünftig eine andere Politik – weitere Zerstörung der Umwelt auch zu Lasten unserer Kinder, rücksichtslosen „Raubtierkapitalismus“ statt Solidarität mit Schwachen, Nationalismus und Abschottung – wünschen sollte, dann kann dies ja mit demokratischen Wahlen angestossen werden. Wobei ich aktuelle eine ganz anderer Wahrnehmung habe, dass sich nämlich die deutliche Mehrheit in unserem Land wünscht, dass die Werte (Weltoffenheit, Toleranz, Mitmenschlichkeit, Solidarität, Soziale Marktwirtschaft, faires Umgehen in der Gesellschaft), die unserer Land groß und stark gemacht haben, auch verteidigt werden müssen.
Gefällt mirGefällt mir
Wow!
Nach den bolzplatzartigen Diskussionen der letzen Monate, die die Spaltung kräftig vorangetrieben haben und jenseits der Mitte zwischen Links und Rechts polarisiert haben, kommt dieser Beitrag mal zum Kern der Sache.
Martinas Analyse unterschreibe ich genau so. Die Angst zieht sich durch die komplette Gesellschaft. Vor allem die Angst vor Veränderung.
Selbst Errungenschaften, die uns weit nach vorn bringen können (wie die Digitalisierung) werden inzwischen mit Angst besetzt. Dass bald viele schreckliche Krankheiten heilbar sind, dass wir weniger schwer arbeiten müssen, dass wir durch permanenten Wissensaustausch in allen Bereichen rasante Fortschritte erzielen, spielt in der öffentlichen Diskussion keine Rolle mehr. Es geht nur noch um Überwachung, Arbeitsplatzverlust und Roboterhorden, die uns eliminieren werden.
Zu Ernst -> Bildung -> die Diskussion hatten wir neulich schon. Formale Bildung ist nicht das Problem. Da ist Sachen bspw. ganz vorn:
https://www.iwd.de/artikel/bildungsmonitor-kaum-noch-fortschritte-400490/
(Grafik: Bundesländer)
Was wir mehr brauchen ist „Erziehung“. Die Schule hat ihren Erziehungsauftrag verloren. Sozio-kulturelle Bildung, Werte, Ethik, Moral … und das bitte bitte RELIGIONSFREI! und praktisch.
Die Antwort auf die Gefahren des Islam kann NICHT „mehr Christentum“, sondern nur >> mehr Säkularisierung << sein.
Gefällt mirGefällt mir