Lieber Gott, ich weiss, Du hattest im letzten Jahr viel zu tun. Nach meinem Geschmack viel zu viel! Deswegen bin ich extra zu der Zeit in Dein Haus gekommen, wo es nicht besonders voll ist und sitze jetzt hier. Alleine mit meinen Gedanken und allein mit Dir. Und ich muss Dir ehrlich sagen, ich bin ein bisschen ratlos und sogar ein bisschen verzweifelt.
Unser Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein
Unsere Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein, eine Katastrophe hat in diesem Jahr die andere gejagt, uns blieb ja keine Zeit zum Luftholen. Und viele Meinschen scheinen nicht zu wissen, oder es vergessen zu haben, warum wir eigentlich Feste wie Weihnachten, oder Ostern, feiern. Nämlich als Erinnerung an den Geburtstag Deines Sohnes, der in einem Stall nackt und bloss auf die Welt gekommen ist und so auch wieder von dieser Welt gehen musste.
Frieden auf Erden – Was ist aus der Frohen Botschaft geworden?
Jetzt frage ich Dich: Wollte denn Dein Sohn nicht Frieden und Versöhnung bringen und den Mächtigen der Welt nicht mit dem Schwert den rechten Weg weisen, sondern mit seinem Wort und seinem eigenen Beispiel? Mit dem Aufruf zu Versöhnung, Barmherzigkeit, Mitmenschlichkeit und zur Solidarität mit den Schwachen und Ausgestossenen der Gesellschaft. Und dies als einfacher Mensch, als Gleicher unter Gleichen, ohne irgendwelche Ansprüche und Begehrlichkeiten.
Wie kann es aber sein, dass heute anscheinend so viele Menschen seine Botschaft nicht mehr kennen, oder einfach ignorieren? Immer noch egoistisch aus ihrem eigenen Leben das meiste herausholen wollen, ohne Rücksicht auf andere Lebewesen und die Natur. Lieber dem „Götzen“ von Geld und Luxus dienen, als sich um andere Menschen kümmern. Und nicht mit dem zufrieden sind, was sie haben. Zum Beispiel mit einer erfüllenden Beziehung, einem sinnvollen Beruf, Gesundheit und einem Leben in einer lebenswerten Natur.
Krieg und Terror im Namen Gottes
Kannst Du mir vor allem erklären, warum immer noch Krieg und Terror herrschen, sich Menschen in die Luft sprengen, oder unschuldige Menschen einfach so töten? Andere Länder überfallen, dort Kinder, Frauen, Väter, Söhne und Brüder auf grausame Art und Weise massakrieren. Und dann auch noch die An- und Verführer der Mörder behaupten, sie haben dies alles in Deinem Namen getan. Auch wenn sie Deinen Namen anders aussprechen, aber es gibt ja nur Dich als den einen und einzigen Gott. Was sollen wir den verzweifelten Opfern der Angehörigen sagen, wenn sie danach fragen, warum es gerade sie getroffen hat, wo Du warst und warum Du es zugelassen hast?
Wut und Hass gegen Menschen, die selbst Opfer sind
Mir gehen auch die Antworten aus, wenn ich sehe, wie andere Menschen in unserem Land immer wütender werden und diese Wut viel zu Oft in Hass umschlägt. Und dieser Hass dann vielleicht wieder in Gewalt gegen andere Menschen endet. Gegen Menschen, die vor Krieg und Terror zu uns geflohen sind, Schutz suchen und einfach ihr Leben ebenfalls in Ruhe und Frieden leben wollen. Hier scheint das Wort Deines Sohnes, dass man „seinen Nächsten so lieben soll, wie sich selber“ nicht zu fruchten. Entweder, die wütenden Menschen finden tatsächlich keinen Grund, sich selbst zu lieben, oder sie kennen einfach Deinen Sohn und seine Bitte nicht. Wer sollte es ihnen auch beigebracht haben? Ihre Eltern, Lehrer, Ausbilder, Verantwortliche in der Gesellschaft und in der Politik? Von denen viele jeden Tag um ihr eigenes Überleben kämpfen müssen und denen deswegen oft andere Menschen auch egal sind?
Wir bräuchten wieder ein Wunder – oder wenigstens ein kleines Zeichen
Toll wäre es natürlich, wenn Du uns ein Zeichen schicken könntest, dass es Dich noch gibt. Dass wir Dir nicht ganz egal sind und dass wir doch noch hoffen können. Irgendwie so ein Wunder, wie das mit dem „Brennenden Dornbusch“ in der Wüste, oder das mit Moses und dem geteilten Meer. Auch so etwas wäre cool, wie Dein Sohn bei der Hochzeit in Kana fabriziert hat, als er Wasser in Wein verwandelte. Es würde auch schon „Wasser in Bier“ genügen, oder irgendetwas mit Sport, am besten Fußball. Vielleicht, dass unsere Nationalmannschaft wieder die Vorrunde einer Weltmeisterschaft übersteht, oder der SC Freiburg die Europa League gewinnt.
Wenn Du Dich in Politik ein bisschen auskennst, könntest Du ja auch ein Wunder bewirken und den Parteien, die sich mit dem C in ihrem Namen auf Dich beziehen, wieder den richtigen – nicht den rechten!!!! – Weg weisen. Aber ich vermute, Fußball und Politik sind nicht so Dein Spezialgebiet und auf solche Wunder werden wir deswegen noch lange warten müssen.
Es liegt nicht an Gott, sondern an uns
Und natürlich hast Du recht, dass Du Dich nicht um alles kümmern kannst. Wir für unser Leben und für unsere Welt selbst verantwortlich sind und diese Verantwortung nicht auf andere abschieben sollten. Dass nicht Du uns verlassen hast, sondern viele Menschen sich einfach immer mehr von Dir entfernt, oder auf dem Weg zu Dir verirrt haben.
Vielleicht auch, weil es manchen einfach zu unbequem ist, mit dem „Nicht stehlen, nicht lügen und nicht betrügen“. Sich an Gesetze zu halten und rücksichtsvoll mit dem Nächsten und der Natur umzugehen. Ein erster Schritt zur Umkehr und zum Weg zu Dir könnte ja sein, dass wir in unserem eigenen Umfeld dafür sorgen, dass „Friede“ einkehrt und dass wir miteinander vernünftig umgehen. Mit Achtsamkeit, Respekt und Wertschätzung. Wir uns wieder mehr Zeit für unsere Kinder, unsere Familie nehmen und für die Menschen, die uns lieb und wichtig sind. Einfach mit gutem Beispiel vorangehen, auch wenn es manchmal schwierig und mühselig ist.
Eigentlich weiss ich das alles, vergesse es aber oft genug. Deswegen ist es immer gut, wenn ich mit Dir reden kann, denn dann fällt es mir immer wieder ein. Auch, dass wir als Menschen nicht perfekt sind, aber auch nicht zu schnell dem „Bösen“ in uns nachgeben, oder diese Perfektion auch nicht von anderen verlangen sollten. Dass „Auge um Auge“ nur bedeutet, dass am Ende die ganze Welt blind sein wird. Und dass am Schluss unser Schicksal sowieso vorbestimmt ist und in Deiner Hand liegt.
Ich hoffe, ich habe Dich mit meinen Gedanken nicht zu sehr gelangweilt und Du kannst ein bisschen verstehen, warum ich zu Dir gekommen bin. Gott sei Dank habe ich in Dir ja jemanden gefunden, mit dem ich in Ruhe reden kann. Auch wenn es oft ein sehr einseitiges Gespräch ist, aber mir tut es auf jeden Fall gut…
P.S.: Aber vielleicht denkst Du bei Gelegenheit doch noch einmal über ein Wunder und ein Zeichen nach. Egal, ob mit unserer Fußball-Nationalmannschaft, dem SC Freiburg, oder den erwähnten Parteien mit den C in ihrem Namen… 🙂
Der Satz Gott verzeihe ihnen den Sie wissen nicht was Sie tun wird wohl nicht mehr fallen.
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Herzlichen Dank für diese inspirierenden Zeilen und die guten Wünsche, die ich sehr gerne erwidere! 🙂
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Eine abschließende und logische Antwort auf die implizierte Theodizee-Frage gibt es vermutlich nicht. Die einzig relevante Praxisempfehlung kann man vermutlich bei Hiob (AT) nachlesen. –
Doch am Ende des Tages stellt sich immer auch die Frage nach der konkreten Eigenverantwortung und der Naivität des eigenen Welt-und Menschenbildes.
Und auch hier lautet die Antwort: Unser Wissen ist Stückwissen…
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Joh. 3,3: Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen.
Auch heißt es in dem Korintherbrief: das Wort vom Kreuz ist für den einen eine Dummheit, für den anderen die Kraft Gottes
Und:
Und er tat dort nicht viele Wunder um ihres Unglaubens willen.
Matthäus 13,58
Es geht um Glauben und Vertrauen auf den Schöpfer und Retter. Dazu gehört auch, dass man akzeptiert, nicht alles verstehen zu können und werden. Deswegen sind wir Mensch und Gott der souveräne Gott mit guten Gedanken über seine Schöpfung, auch, wenn es AUGENSCHEINLICH manchmal anders aussieht.
Gott wird man mit menschlicher Logik nicht erkennen, erst durch glauben und Wiedergeburt
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Hallo Herr Holzmann, danke für das Offen legen ihrer Gedanken in dieser Weihnachtszeit und danke „AS“ für die „weiterführenden“ Gedanken dazu. Ich wünsche Ihnen Gottes reichen Segen zum Jahreswechsel und ein erfülltes Jahr 2018, denn Jesus Christus sagt: ich lebe und ihr sollt auch leben. (JOHANNES 14, 19)
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Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung und für Ihre guten Wünsche, die ich sehr gerne erwidere! 🙂
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