Darüber hat sich Martina Lackner – Mutter, Ehefrau und erfolgreiche Unternehmerin, ihre nachfolgenden Gedanken gemacht:
„Neulich war ich bei einem Vortrag. Thema: Netzwerken für Frauen – was bringt es für den Job? Es war gruselig. Nein, nicht die Referentin. Es waren vielmehr die Zuhörerinnen – Akademikerinnen, Steuerberaterinnen, Rechtsanwältinnen, Ärztinnen. Sie sagten: „Warum sollen wir alle Karriere machen, wir sind doch zufrieden mit unserem Leben?“ und „Wir müssen doch nicht alle erfolgreich werden?“
Da dachte ich doch immer: Die armen Frauen! Entweder werden sie durch die Kinder am Erfolg gehindert, durch einen Mann, der sie nicht unterstützt oder durch die berühmte gläserne Decke, die hart sein muss wie Stahl, weil sie scheinbar nicht zu durchbrechen ist. Falsch gedacht. Frauen wollen offenbar gar nicht mehr wollen. Sie brauchen, wie es scheint, weder Erfolg noch Geld. Stress haben sie nur, wenn die Kinder quengeln, und ihre Ehe ist gerettet, wenn zu Hause der Herd nicht kalt bleibt.
Der trügerische Wunsch nach Wohlgefühl
Es geht gar nicht um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es geht auch nicht um mangelnde Karrieremöglichkeiten oder den Mangel an Frauenförderprogrammen. In Wirklichkeit geht es schlicht und einfach darum, dass Frauen es sich bequem machen wollen. Eine Bequemlichkeit, der mehrere Motive zugrunde liegen. Zum einen wollen Frauen ein kuscheliges Leben im familiären Nest führen, zum anderen sind Kind und Karriere Stressfaktoren. Der tägliche Kampf im Job und zu Hause im Kinderzimmer ist für viele ein Spagat, auf den sie lieber heute als morgen verzichten würden.
Allerdings zahlen manche Frauen einen hohen Preis für ihre angestrebte Wohlfühlatmosphäre, erzeugt durch Teilzeittätigkeit und Verzicht. Wie hoch er ist, wird den meisten spätestens dann klar, wenn der Rentenbescheid ins Haus flattert und der Versorger sich schon vor Jahren abgesetzt hat.
Manchen Frauen droht in so einem Fall die Altersarmut. Ein jähes Ende der Wohlfühlatmosphäre. Ganz abgesehen davon, dass sie sich in eine vom Mann abhängige Position begeben haben. Vielleicht ließe sich das noch ertragen, aber ein Kühlschrank, der sich nur schwer füllen lässt, und eine Miete, die frau sich nicht mehr leisten kann, gehen an die Existenz. Doch wer will sich schon frühzeitig mit Altersarmut beschäftigen? Sie vielleicht? Kein schönes Thema, am besten verdrängen. Freud lässt grüßen.
Killerfaktor Kinderbetreuung – Auch eine Quote ändert nichts – Verschwendung statt Fortschritt:
Hier geht es weiter: https://martinalackner.com/von-wegen-fehlende-foerderung-woran-frauenkarrieren-wirklich-scheitern/
Die Politik setzt seit einigen Jahren viel daran, dass ambitionierte Frauen Karriere und Beruf unter einem Hut bringen können. Leider birgt das vorherrschende Betreuungskonzept noch immer gravierende Schwächen. Wer in Deutschland von Karriere spricht, meint einen 12-Stunden-Arbeitstag, also von 8 bis 20 Uhr. Kennen Sie eine Kita, in der Sie Ihr Kind bis 20 Uhr unterbringen können?
Politik meint mit Vereinbarkeit vor allem die Vereinbarkeit von Teilzeitjob und Familie, mehr geht in der Regel nicht. Wer um 17 Uhr sein Kind abholen muss, wer Rufbereitschaft hat oder das kränkelnde Kind vorzeitig holen muss, weil die Kita sich wieder mal gemeldet hat, hat in der Regel keine Führungsposition inne. Er oder sie hat nur einen „Job“. Oder eine Nanny, Tagesmutter oder Großeltern, allerdings kosten erstere Geld und letztere Nerven. Wer nicht schon in Führungsposition ist und sich diese Zusatzleistungen leisten kann, kann sich den Topjob nicht leisten und damit auch keine Kinderbetreuung. Karriere ist letztendlich nur jenen Frauen vorbehalten, die entweder keine Kinder haben, oder schon Geld haben, oder mit einem Sponsor verheiratet sind. Und wenn frau ganz großes Glück hat, hat sie einen Mann, der „nur“ einen Job hat und das kränkelnde Kind abholt.
Die Quote geht am Thema vorbei
Und dann gibt es noch die Diskussion um die Quote. Wir kämpfen um Rechte für die Präsenz von Frauen im Aufsichtsrat. Wissen Sie, wie viele potenzielle Aufsichtsratspositionen in Deutschland jährlich zu vergeben sind? Im Gegensatz zu vakanten Führungspositionen sprechen wir hier von einem geringen Prozentsatz. Wir kämpfen mit der Quote um Rechte für eine kleine Gruppe von Frauen, die bereits in Führungspositionen sind, sonst kämen sie für ein Aufsichtsratsmandat überhaupt nicht infrage.
Warum kämpfen wir eigentlich nicht dafür, Frauen in den Vorstand oder die Geschäftsführung zu bringen? Wir protestieren, publizieren, und diskutieren am eigentlichen Thema vorbei: mehr Frauen generell in Führung zu bringen. Und warum tun wir es nicht? Weil niemand Interesse daran hat.
Weder Männer, die schon in Toppositionen sind, denn wer teilt seine Macht schon gerne? Noch die Politik, denn Kitas mit Öffnungszeiten bis 20 Uhr lassen sich schwer durchsetzen, wer will denn schon ein Land mit Rabenmüttern oder gar Frauen, die eigentlich gar keine Kinder haben wollen? Und viele Frauen selbst winken beim Führungsthema ebenso ab. Sie erinnern sich an die Zuhörerinnen des Vortrags eingangs? Das Leben zu Hause ist halt doch ganz schnuckelig.
Verschwendung statt Fortschritt
Der Staat verschwendet Geld und Ressourcen, in dem er an teuren Ausbildungsstätten Akademikerinnen für einen Arbeitsmarkt produziert, der Frauen und ihr Potenzial noch nicht wirklich entdeckt hat und zu nutzen weiß. Der Staat verschwendet ebenso Geld für teure Studienplätze an Akademikerinnen, die eigentlich gar keine Karriere machen wollen, sondern nach maximal zehn Jahren Berufstätigkeit ins Mutterdasein abtauchen. Und er investiert in Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die keine Angebote sind, weil Karriere eben nicht mit einem Teilzeitjob möglich ist und auch nie werden wird.
Man könnte auf die Idee kommen, eine Rechnung anzustellen, wie viel ein Studienplatz für einen Betriebswirt mit durchschnittlicher Studiendauer kostet. Und dann die Frage stellen, ob wir wirklich Betriebswirtinnen ausbilden wollen, die zu Hause lieber ihre Kinder betreuen oder die dementen Eltern pflegen ‒ entweder weil sie wollen oder weil sie Karriere mit Kind nicht gut hinbekommen? Für Betreuung und Pflege brauchen Frauen kein Studium, da helfen Hormone und Soft Skills. Was für eine Verschwendung von öffentlichen Geldern. Wie wäre es, wenn der Staat die Gebühren für den Studienplatz von jenen Frauen zurückforderte? Oder Unternehmen für den Ausschluss von Frauen bei der Vergabe von Führungspositionen zur Kasse bitten würde?
Es wird Zeit, bei der Diskussion über zu wenige Frauen in Führungspositionen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die tatsächliche Motivation vieler Frauen ehrlich zu sein. Und sich zu trauen, einen neuen Umgang damit zu pflegen.
*Meine Gast-Autorin, Martina Lackner, ist Ehefrau, Mutter, Psychologin (dies schon vor ihrer Heirat und Mutterrolle…) und erfolgreiche Unternehmerin. Sie berät als Sparringspartnerin Menschen in beruflich herausfordernden Situationen und ist Autorin von Fachartikeln und Büchern. Gemeinsam mit Top-Managerinnen hat sie gerade das Buch „21 Erfolgsfrauen – 21 Karriereformeln“ geschrieben (Vorwort Frau Dr. Auma Obama).
Der Gast-Beitrag von Frau Lackner erschien in ähnlicher Form ebenfalls im Wirtschaftsmagazin „Wirtschaftswoche“.
Seten sowas komisches gelesen!!
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Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung und für Ihren Kommentar! Darf ich Sie fragen, mit welchen Passagen dieses Beitrags Sie nicht einverstanden sind?
Viele Grüße
Ernst Holzmann
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Ich habe auch studiert und bin Mutter. Nach einer Vollzeit-Führungsposition arbeite ich derzeit in Teilzeit. Und das bewusst und mit voller Überzeugung. Ich habe nämlich keinerlei Interesse daran, meine Kinder von 8 bis 20 Uhr in die Kita zu bringen. Das liegt nicht daran, dass ich es bequem und kuschelig haben will, sondern daran, dass ich am Leben meiner Kinder teilhaben will. Das Leben ist nicht immer gleich, sondern es ändert sich: Es gibt Zeiten, in denen der Job an erster Stelle steht, und es gibt Zeiten, in denen etwas anderes wichtiger ist. Eine Gesellschaft, die darauf keine Antwort hat, ist schlicht und ergreifend unflexibel. Wer sich in dieses starre Korsett pressen lassen will – ob nun Mann oder Frau – soll es tun. Aber wer in seinem Leben flexibel sein will, soll bitte auch nicht als unmotiviert hingestellt werden.
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Die Rente ist für Frauen keine Garantie gegen Altersarmut, denn sie liegt bei den meisten deutlich unter dem Niveau derer des anderen Geschlechts, wofür es leider immer noch gesellschaftlich akzeptierte Gründe gibt, wie z. B. ungleiche Bezahlung, Ausfallzeiten wegen Kindern, der vom „Mütterzuschlag“ nicht aufgehoben wird, oder Pflege von Angehörigen …
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Ihre Ansprüche sind sicherlich nicht zu hoch, sondern ganz normal. Wenn man natürlich in einer Branche arbeitet, bei der eine vernünftige Balance zwischen Beruf und Familie nicht möglich ist, dann wird es schwierig. Oder man hat einen Partner, mit dem man diese Balance entsprechend ins Lot bringen kann…
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