Die Weihnachtsfeier. Jedes Jahr das gleiche Ritual: Der Vorstand, Geschäftsführer, Abteilungs- oder Teamleiter begrüßt die anwesenden Gäste, verliest das Programm und stellt vielleicht ein Gewinnspiel oder eine Tombola vor. Dabei warten alle Anwesenden eigentlich nur auf den „magischen“ Satz: Das Büffet ist eröffnet! Um 22:00 Uhr werden dann die Preise der Tombola überreicht, anschliessend geht es an die Bar und vielleicht noch auf die Tanzfläche. Und morgens um fünf gehen die letzten nach Hause. Wenn sie dann überhaupt noch gehen können.
Und wieder ist eine einmalige Chance vergeben und das Wichtigste vergessen worden: Einfach Danke zu sagen! Zu all den Menschen, ohne die ein Unternehmen oder ein Verein nicht existieren kann, und die sich das ganze Jahr um Kunden, Lieferanten oder andere Geschäftspartner kümmern. Oder einfach um Vereinsmitglieder oder um diejenigen Menschen, die Fürsorge und Hilfe benötigen. Ohne dass die „Kümmerer“ dafür viel Geld verlangen oder bekommen. Sondern dies einfach tun, weil sie sich als Teil der Familie fühlen und gerne ihren Teil zum Bestand dieser Gemeinschaft beitragen.
Jeder Mensch braucht Anerkennung, freut sich über ein kleines Lob, fühlt sich damit wertgeschätzt und wichtig. Und dieses „Danke schön“ kostet so wenig, bringt aber so viel. Deswegen, vergessen Sie niemanden bei Ihrer Einladung und bedanken Sie sich bei all denen, die für Sie und für den gemeinsamen Erfolg wichtig sind. Bedanken Sie sich lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig. Bei einer Weihnachtsfeier eines Sportvereins zum Beispiel auch bei den:
- Sponsoren. Die man natürlich der Reihe nach und einzeln vorstellt. Mit Namen und mit Nennung des Unternehmens.
- Vertreter der Kommunen. Egal, ob Bürgermeister, Leiter des Sportamts, oder der Schule.
- Platzwart, Ordner, Menschen an der Kasse, „Damen vom Grill“, Zeugwart, Balljungen, Vereinswirt, Mitarbeiter/innen des Fan-Shops,…
- Muttis und Vatis, Oma und Opa, die sich um die Mannschaft kümmern. Mit dem Auto zu Auswärtsspielen fahren, dreckige Trikots waschen, und/oder die Halbzeitgetränke dabei haben.
- Betreuer rund um die Mannschaft. Egal, ob Trainer, Co-/Torwart-Trainer, Zeugwart, oder Medizinische Betreuung.
- Warum nicht auch bei Vorstand, Jugend- oder Abteilungsleitung? Diese Menschen bekommen meistens den ganzen Ärger ab (Wurst zu kalt, Bier zu warm, Mannschaft zu schlecht, Kabinen zu klein, Plätze zu holprig,..), aber Lob?
- Einzelne Spieler, die sich mit besonderen Leistungen hervorgetan haben. Zum Beispiel mit überragender Trainingsbeteiligung, Fair Play, oder besonderer Einsatz für die Mannschaft,..
Holen Sie die einzelnen Menschen nach vorne, oder auf die Bühne. Geben Sie ihnen den Auftritt im Rampenlicht und den verdienten Applaus. Denken Sie sich ein persönliches Geschenk aus, das gar nicht teuer sein muss, sondern nur passend. Oder überreichen Sie einfach einen Blumenstrauss in den Vereinsfarben, für die „Jungs“ vielleicht auch ein anderes „Blumengebinde“, welches in flüssiger Form zu sich genommen werden kann. Verschenken Sie einen Wellnessgutschein, oder eine Einladung für einen Kino- oder Restaurant-Besuch. Und wenn Sie schlau sind, natürlich bei den Unternehmen ihrer lokalen Sponsoren.
Vielleicht machen Sie das ja schon alles. Und vielleicht kommen meine Tipps zu spät, weil die Weihnachtsfeier für dieses Jahr schon wieder verplant ist. Aber die nächste Feier kommt bestimmt, und um sich zu bedanken braucht man eigentlich kein spezielles „Fest“. Weder im Verein, noch im Büro und erst recht nicht zu Hause…
In über 30 Jahren Berufsleben musste ich schon die eine oder andere Weihnachtsfeier über mich ergehen lassen.
Mein Fazit:
1.) In großen Organisationen sollte man die Abteilungen einzeln zu einem kleinem, netten Essen einladen. Das ist viel persönlicher als ein großes, anonymes Event, auf dem die Mitarbeiter abteilungsweise dann doch unter sich bleiben, und das sonst höchstens die Gerüchteküche anheizt.
2.) Sich bei den Mitarbeitern für gute Leistung zu bedanken, sie zu motivieren, ist tägliche Führungsarbeit und Ausdruck einer inneren Haltung – und keine Aufgabe für eine Show. So etwas ist aufgesetzt, überflüssig, und endet meist als „Revue der Peinlichkeiten“. Mal davon abgesehen, dass dabei oft Menschen ins Rampenlicht gezerrt werden, die nichts weiter als einfach nur ihren Job machen und in Ruhe gelassen werden möchten.
3.) Wer so eine große Party schmeißt, dem wünsche ich viel Spaß bei der nächsten Runde der Gehaltsverhandlungen.
Da ich weder vom Winter noch von Konsumschlachten unter dem Vorwand religiöser Traditionen viel halte, gehe ich seit vielen Jahren im frühen Sommer mit meinen Abteilungsleitern und deren jeweiligen Mitarbeitern einmal jährlich in die Berge: Aufstieg, Hüttenabend, Übernachtung, Abstieg. Und: das ist Freizeit, freiwillig, am Wochenende. In den letzten 10 Jahren haben genau 2 Mitarbeiter abgesagt. Von durchschnittlich 65 p.a. – Sicher, das bedeutet für mich als Chef 6 Wochenenden pro Jahr zusätzliche Arbeit. Aber ich erfahre was die Mitarbeiter beruflich und privat bewegt, und die wertschätzen, dass auch ich, mit meinem Kader, Freizeit in sie investiere, und echtes Interesse an ihnen habe.
Ohne HALTUNG ist „Führung“eben auch nur ein F…-Wort.
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Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung und für das Teilen Ihrer Gedanken und Erfahrungen! Sie haben vollkommen recht, dass eine Feier nie zu einer Show oder Pflichtveranstaltung werden sollte. Je „intimer“, umso besser, egal, wo diese Feier dann auch stattfindet. Und Ihre Idee bzgl. der gemeinsamen Ausflüge ist großartig! Auch, weil man sich hier gemeinsam auf den „Weg“ machen und fern vom Arbeits-Stress sich wirkliche kennenlernen kann. 🙂
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