Da ich mich mit Machtspielchen unter Frauen nicht so gut auskenne, habe ich mir dazu professionelle Unterstützung von einer entsprechenden Expertin* geholt. Die mit ihren Beobachtungen über „Zickenkrieg“ und „Stutenneid“ bestimmt nicht nur mir ein bisschen helfen kann.
„Sie sitzen in einem Büro, sie arbeiten gemeinsam an Projekten, sie reden über Männer und Kinder, über Urlaub und die neueste Mode, ja und eigentlich finden sie sich sympathisch – bis zu jenem Zeitpunkt: Frau Müller bemerkt, dass der neue Chef die Kollegin bevorzugt. Das erste „Guten Morgen“ gehört ihr, die Arbeitsverteilung ändert sich zu Ungunsten von Frau Müller, in den Meetings wird die Kollegin außergewöhnlich oft lobend erwähnt, während Frau Müller nur selten ein Lob erntet. Und eines Tages berichtet Frau Müller an eine neue Teamleiterin: die ehemalige, „liebe“ Kollegin.
Darauf angesprochen, wie es plötzlich zu dieser neuen Hierarchieebene gekommen ist, schnauzt die einstmals nette, sympathische Bürokollegin: „Das geht dich gar nichts an, wird wohl damit zu tun haben, dass ich einfach besser bin als du.“ Frau Müller weiß nicht, was sie mehr kränkt: die Beförderung der anderen oder die Reaktion auf ihre Nachfrage.
Frauen, Karriere und Konkurrenzkampf: Was ist passiert?
* Hier geht es weiter in dem Gast-Beitrag von meiner Expertin, Martina Lackner, die Psychologin, Buchautorin, Ratgeberin für besondere berufliche Herausforderungen und Inhaberin der Agentur cross m ist: https://martinalackner.com/wenn-die-nette-kollegin-zur-schaerfsten-konkurrentin-wird/
Frauen sind (noch) solidarisch, solange sie im gleichen Boot sitzen: ein gemeinsames Projekt, ein Vorgesetzter, den man nur gemeinsam bezwingen kann, oder unangenehme Bürokollegen/innen, gegen die man sich verbünden kann. Männer haben Netzwerke, um aufzusteigen. Frauen halten zusammen, auch um sich Optionen auf die Karriereleiter zu eröffnen.
Das Blatt wendet sich, sobald eine aus der Schicksalsgemeinschaft aussteigt, weil keine Notwendigkeit mehr besteht. Ein Mann, der Vorgesetzte, hat sie auserkoren und sie sowohl auf der informellen als auch formellen Ebene in ihrem Status gehoben. Da die Entscheidungsbefugnis über Beförderung und Stellenbesetzung in den Führungsebenen immer noch mehrheitlich in der Hand von Männern liegt, wird sich eine Frau auf ihrem Karriereweg immer gegen die Kollegin wenden und dem zuwenden, der sich auch in der Machtposition befindet, dem Mann. Dies ist auch der Grund, warum Männerbündnisse sehr starken Einfluss auf Wirtschaft und Politik haben, Frauennetzwerke manches Mal eher einem Kaffeekränzchen gleichen. Frauen in den unteren und mittleren Ebenen hängen bleiben, auch weil sie sich dort nur vernetzen, während bei den Herren die obere Riege der Führung zusammenkommt. Die Macht liegt grundsätzlich zuerst auf der männlichen Seite, Frauen müssen um Macht kämpfen.
Lösungsansätze für Frauen mit Karriereplan
Bitte merken Sie sich: Im Berufskontext bilden nette Kolleginnen nichts anderes als eine Schicksalsgemeinschaft auf Zeit. Winkt einer der Damen die große Karriere, lösen sich auch die unausgesprochenen Regeln von bisher üblichen Kommunikationsmustern auf. Das ist oftmals eine logische Konsequenz auf die Veränderung des Status.
Suchen Sie deswegen das Problem nicht bei Ihrer Kollegin. Sie hat die Chance ergriffen, die ihr angeboten wurde. Ihr eigentlicher „Feind“ ist Ihr Vorgesetzter, der Ihre Kollegin bevorzugt behandelt hat. Ob zu Recht oder Unrecht ist in dieser Situation völlig irrelevant. Ihre Kollegin tritt lediglich aus ihrem Schattendasein, das sie bis dahin geführt hat.
Was Sie höchstwahrscheinlich wirklich ärgert, ist nicht der Karrieresprung der anderen, sondern die eigene Nicht-Beförderung. Trotz Engagement und Fleiß macht eine andere das Rennen. Werden Sie deswegen auf keinen Fall emotional und fragen Sie sich in aller Ruhe: Wieso ist das passiert?
Wenden Sie sich an ihren Chef, um mit ihm ein konstruktives Gespräch über Ihre eigene Karriereentwicklung zu führen. Fragen Sie ihn, was Sie besser machen können, holen Sie sich konkretes Feedback ab. Das bringt Sie weiter als weibliche Kriegsspiele. Solche Spielchen können Sie sowieso aufgrund Ihres niedrigeren Status nicht gewinnen. Diese Zeitverschwendung kann sogar gefährlich werden, wenn Sie sich unfreiwillig in die Rolle der nörgelnden, unzufriedenen Mitarbeiterin meckern und am Ende auf dem Abstellgleis landen.
Konstruktiv an der Karriere arbeiten
Besser: Versuchen Sie herauszufinden, womit die Kollegin punkten konnte. Haben Sie auch die entsprechenden Skills, oder die benötigte Erfahrung? Statt sich zu ärgern, sollten Sie die eigenen Fähigkeiten analysieren und eigene Schwachstellen identifizieren. Daran können Sie arbeiten. Sollten Sie aber den Eindruck gewinnen, dass die Beförderung der Anderen Methode hat, ist es vielleicht Zeit, über den alten Grundsatz „Love it, change it, leave it“ nachzudenken. Und im Zweifel bei einem anderen Arbeitgeber die Karriere vorantreiben.“
Hat der Autor sich wirklich weibliche Expertise geholt? Warum fällt dann die Analyse und der Lösungsvorschlag so extrem männlich aus?
Nichts passiert von jetzt auf gleich. Wie beschrieben: es ist ein Prozess! Sollte die eine oder alle anderen Damen garnichts davon mitbekommen haben ? Dann haben wir schon die Erklärung: mangelnde Empathie. Keine Antenne fürs Wesentliche.
Ist mir persönlich häufig aufgefallen, beruflich und privat. Das immerwiederkehrende Vorurteil, dass Frauen feinfühliger wären. eben empathischer, wachsamer bei Emotionen vom Gegebenüber, ich konnte es eher bei Männern feststellen.
Und der zentrale Punkt scheint mir zu sein: selbst wenn „etwas mitbekommen wird“ , es fehlt der Wille und die Dynamik, das eben Erlebte / Erfahrene klar zu analysieren und das Ergebnis dessen in Strategie und Handlung umzusetzen.
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Wie ich bei diesem Beitrag in der Ankündigung geschrieben habe, ist dies ein Gast-Beitrag von Martina Lackner. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen, auch nicht zu dem aus Ihrer Sicht „extrem männlichen Lösungsvorschlag“. Den ich gar nicht so schlecht fand, aber vielleicht auch nur deswegen, weil ich halt ein Mann und keine Frau bin… :-))
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Lieber Herr Holzmann,
Rita Süßmuth sagte einmal auf die Frage, wie es für sie als Frau in der Politik sei: „Wenn man zum Mann wird, ist es ok.“
Vielleicht sind es also in der Tat die Strukturen (männlich), die uns (Frauen) zum dem machen, was wir sind.
Ich gehe lieber einen weiblichen Weg. Denn ich finde wir alle brauchen mehr davon: mehr Anima: fließen lassen, Pausen, Rücksicht, Milde, Gemeinschaftssinn, Verbundenheit. So wie Sie das in Ihrem Artikel über „Ich lese keine E-mails“ geschrieben haben. Das ist die Zukunft. Die grobmotorischen, gefühlskalten Dinosaurier werden aussterben ;-).
schönen Feierabend und Sonntag.
Ihre
Astrid v. der Osten
http://www.beziehungs-lust.de
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Hmmm…dieses ewige Gejammer um’s Stutenbeißen ist wohl das Problem. Warum neidvoll auf die Andere blicken anstatt ihr zu gratulieren?
Wir Frauen sollten uns endlich auf unsere Stärken konzentrieren und uns von diesem „Ich komme nicht weiter, weil ich eine Frau bin“ endültig verabschieden.
Schauen wir uns doch mal im männlichen Kollegenkreis um. Ich kenne einen Haufen Männer, die in der ewigen Tretmühle sitzen und auch nicht weiterkommen.
Wenn wir gut sind, Leistung und Erfolge bringen, dies offen darstellen und uns darüber freuen, dann kommt das in der oberen Etage an.
Ein Vergleich mit anderen wirkt immer unerfreulich.
Wir Frauen können unsere Stärken klar demonstrieren und sie als selbstverständlich empfinden. Wenn wir nicht weiterkommen, liegt es an uns selbst.
Und es gilt, dies den Mädchen unserer Zeit zu vermitteln.
Also Schluß mit diesen Mann-Frau-Vergleichen.
Es jammert auch kein Mann rum (zumindest nicht permanent öffentlich), dass wir eine Bundeskanzlerin haben.
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Wenn man sich die Opferrolle zugesteht, und sie noch forciert, wird man ihr schwer entkommen……………..
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Das Problem in der Beziehung zwischen den beiden Frauen war m.E. nicht der Aufstieg der einen, sondern die unfreundliche Reaktion: „Das geht dich gar nichts an, wird wohl damit zu tun haben, dass ich einfach besser bin als du.“
Das hätte sie deutlich besser machen können und damit wäre auch der Konflikt zumindest entschärft worden.
Wer seine Mitarbeiter nicht respektvoll behandelt, sondern sich verhält wie einem Streit zwischen Gleichen, der hat Führung nicht verstanden.
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