Ja, wie erklären wir die Wahl von Donald Trump unseren Kindern, oder unseren Enkelkindern? Denen wir versucht haben, beizubringen, dass man andere Menschen mit Respekt behandelt. Sie nicht beleidigt, beschimpft, anpöbelt, oder verächtlich macht. Dass es eben nicht „toll“ und männlich ist, Frauen als reine Sex-Objekte zu betrachten, man sich nicht über behinderte Menschen lustig macht, Geld eben nicht die Welt regiert, sondern dass man auch mit Anstand erfolgreich sein kann. Es eben nicht darauf ankommt, wo jemand geboren ist, welche Hautfarbe er oder sie hat und was man auf dem Kopf trägt. Auch, dass wir Menschen aufeinander angewiesen sind und es selbstverständlich ist, dass der Starke dem Schwachen hilft.
Wie erklären wir nun unseren Kindern und Enkelkindern, dass Werte wie Anstand, Ehrlichkeit, Solidarität, Hilfsbereitschaft und Toleranz nicht nur Märchen aus 1001 Nacht sind, sondern auch im richtigen Leben gelten und die Grundlage für unser friedliches Zusammenleben sind? Dass Gemeinsam immer besser ist, als Getrennt, und ein Miteinander immer besser ist, als ein Gegeneinander. Dann bleibt noch die Frage, warum in einem Land, in dem quasi alle Menschen Einwanderer sind, oder die Nachkommen von Einwandern, Fremdenfeindlichkeit immer mehr zu nimmt. Vielleicht auch deswegen, weil diese „Feindlichkeit“ von ihrem neuen Präsidenten ohne Skrupel geschürt und für seine eigenen Zwecke genutzt wurde? Warum will ein Land, welches der „Erfinder“ der Globalisierung ist und von freiem Handel am meisten profitiert, das Rad wieder zurückdrehen? Abschottung, Nationalismus (America First) und Protektionismus unterstützen, statt Weltoffenheit, fairen Wettbewerb, Co-Existenz von verschiedenen Religionen und das Nutzen der Talente der unterschiedlichen Kulturen.
Und warum haben eigentlich so viele Menschen – obwohl er knapp 3 Millionen Stimmen weniger bekommen hat, als seine Gegenkandidatin – gerade für einen Menschen als ihren zukünftigen Präsidenten gestimmt, dem die aufgeführten Werte offensichtlich vollkommen egal sind? Es kann ja auch sein, dass die beschriebenen Werte ganz speziell in der Politik nichts mehr wert sind. Vielleicht ist ja sein Wahlsieg wirklich mit dieser einfachen Formel zustande gekommen: Populistische Botschaften + Bemächtigung einer Partei + Benutzung der Medien + „Weisse“ Männer + Hillary Clinton als Gegnerin = President of the United (wirklich noch „United“?) States of America.
Oder sind viele Menschen einfach wieder einmal auf einen Populisten und Showman hereingefallen? Der allen eine besser Zukunft verspricht. Arbeit für alle, besser bezahlte Jobs, nicht jeden Tag um die eigene Existenz kämpfen müssen, Sicherheit für sich selber und eine gute Zukunft für die Kinder. Diese Versprechungen klingen natürlich vielversprechend, auch, weil Menschen zwar wollen, dass sich vieles ändert, aber dass sie selber nichts ändern müssen.
Und wenn jemand dann auch noch suggeriert, daß „andere“, fremde Menschen an den aktuellen Problemen schuld sind, dann gibt es viele, die ihm dies sogar glauben. Vollkommen egal, ob diese Versprechungen überhaupt umzusetzen sind und wer dafür die Rechnung bezahlen soll. Auch weil viele dieser Menschen nichts mehr zu verlieren haben und von „weiter so wie bisher“ nichts mehr erwarten.
All dies ist nicht einfach zu verstehen und auch nicht einfach zu erklären, nicht nur für Kinder. Oder haben Sie eine gute Erklärung?
Ich habe in diesem Zusammenhang ein weiteres Problem: Ich versuche aktuell meinem Sohn (7 Jahre) die Grundzüge der Demokratie und des verantwortungsvollen Miteinander und Füreinander in der Gesellschaft zu erklären und nahe zu bringen. Das Verhalten und die grundlegenden Zusammenhänge hat er prinzipiell verstanden und als sinnvoll anerkannt.
Er bezieht inzwischen seine Informationen über diverse „Kanäle, die über seine Eltern und das direkte Umfeld hinausgehen (z.B. Freunde, die herumliegende Tageszeitung, die Logo-Kindernachrichten). Dabei verstört es ihn total, dass einige Volksvertreter (Trump, Edogan, …) so ganz anders agieren. Es macht ihm regelrecht Angst.
Wie erkläre ich meinem Kind das Verhalten dieser Volksvertreter, wenn ich es selber nicht nachvollziehen kann und ohne die Worte „dumm“ und „Idiot“ in den Mund zu nehmen?
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Sehr schwierige Frage, die nicht einfach zu beantworten ist! Vor allem, wenn man die von Ihnen erwähnten Worte nicht benutzen soll. Vielleicht ist es am besten, man beschreibt dies als „Phase“, die auch zu einer Demokratie gehören. Und vielleicht müssen die Menschen tatsächlich erst einmal die Nachteile durch ihre gewählten Volksvertreter am eigenen Leibe spüren, um zu verstehen, was sie eigentlich gewählt haben. Und hoffentlich ist es dann noch nicht zu spät (siehe vor gut 80 Jahren in Deutschland)….
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Für mich geht es in erster Linie darum, wie man Kindern (also zielgruppengerecht) verantwortungsBEWUSSTES Handeln nahe bringt, obwohl das so vielen Erwachsene abgeht. Wie erklären Sie ihren Enkeln, dass da ein Erwachsener bei Rot über die Ampel geht, obwohl das verboten ist…
… und die Sache mit dem „am eigenen Leibe spüren“ und dem Lernen aus der Vergangenheit beschäftigt mich auch sehr. Da sprengt aber eine Diskussion diesen Rahmen. 🙂
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Hmmm, das mit dem Erklären (warum geht ein Erwachsener bei Rot über die Ampel) ist wirklich nicht einfach. Da helfen vermutlich auch keine Versuche, wie „der hat nicht aufgepasst, hat vor sich hingeträumt, der wusste gar nicht, wie gefährlich das ist, dem war die Gefahr egal,….“
Bei anderem Handeln halte ich mich eher an die Empfehlung von Karl Valentin: „Kinder muss man nicht erziehen, die machen einem sowieso alles nach“! Oder anders ausgedrückt: VOR-BILD sein, VOR-Leben und VOR-Machen halte ich für eine der wichtigsten „Methoden“. Und eben nicht VOR-Beten…. 🙂
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Diese Gedanken mache ich mir ständig auch und habe inzwischen eine Antwort gefunden, die in meinem freundlicherweise von Herrn Holzmann eingestellten Artikel erläutert ist:
https://ernstholzmann.blog/2017/11/24/menschlichkeit-oder-tyrannosaurus-rex-wer-wird-gewinnen/
Alles Gute Ihnen bei der so wichtigen moralischen Bildungsaufgabe!
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🙂
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